Straulino in Hamburg
19.02.2016

Wenn man die Leidenschaft eines Fotografen schon in seiner Stimme hört, und ihn seit zehn Jahren kennt, weiss man, dass er auf einem guten Weg ist: „Ich arbeite aus ehrlicher Emotionalität“ sagt Straulino zu seiner Ausstellung „Constructivism“ in der Galerie Mohr in Hamburg, in Berlin war sie schon zu sehen, und „Ich verabschiede mich mit diesen Bildern etwas wehmütig von der Farbe“. Da ist der Bauhaus Einfluss, da sind Collagen, da sind graphische Elemente, dunkelblaue Dreiecke, eine Wimper auf endlosem Weiss mit einer blutroten Träne, ein Mädchen, überzogen von Gold, ohne Make-Up sonst, „ich habe ein Trauma von der Schminke in kommerziellen Jobs.“ Nichts Geringeres als „die Abkehr von der digitalen Perfektion“ interessiert den 42jährigen nun , dessen Entwicklung ein wenig beeindruckend ist.
Straulino steht nicht für das Ursprüngliche. Eher für selbstbewusste, hochartifizielle und sehr stylishe Frauenporträts, die modern sind, aber das Zeitlose betonen. Er ist Autodidakt. Im Jahr 1973 in München geboren, Vater eines 16-jährigen Sohnes, machte er sich nach Assistenzen in Miami und Los Angeles 1999 in Hamburg selbstständig. Dann verlegte er 2006 sein Studio nach Berlin. Seit hat er 2014 ein Atelier in New York. Er ist vor allem bekannt für sein Mode- und Beautyfotografie, auch wenn ihn allein der Name Beautyfotografie "schon gruselt“: Er hat ein Faible für Close-ups: "Ich war schon immer jemand, der ganz nah dran sein musste."
Dass da eine Liebe zu Frauen waltet, versteht sich fast von selbst, aber dass die Modelle sich fast in Ornamente wandeln, in schmückendes Beiwerk, zeigt einen neuen Weg. „Kleine Teams, eine Abkehr von Fiktion“ zeichnet ihn aus, „aus dem Kopf ins Herz“ sollen seine Bilder entstehen - und auch wirken. Die Vorbilder? „Der große tschechischen Fotografen František Drtikol, ein Meister der Aktfotografie der 20er-Jahre, der auch viel mit Masken experimentierte“ - darin liegt das Wesen der spektakulären Aufnahmen. Straulinos Bilder sind im vergangenen Jahr in New York, Paris und Berlin entstanden, sie sind abstrakt, maskenhaft, voll kräftiger Farben und geometrischer Formen. Es sind Bilder, die den Betrachter erst einmal auf Distanz halten, modern und "klassisch" zugleich wirken, gerade weil sie bühnenhaft wirken, einige auch fern an Motive von Man Ray erinnern, andere an die formal strenge Ästhetik von Fritz Langs „Metropolis" - so sieht ihn die „Welt“. Und er? Stellt Fragen wie „Verschafft man sich Gehör, weil man gehört werden will?“ Wir werden seine Karriere mit Interesse verfolgen, soviel steht fest.
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