Digitale FeaturesThe MartianFranck Bohbot
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The Martian · Franck Bohbot 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Franck Bohbot

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FOTOGRAFIE Franck Bohbot Model Marta The Martian
KAMERA Leica SL mit Vario-Elmarit-SL 1:2.8-4/24-90 ASPH.

Ein Model, ein Ort, ein Look – der Fotograf Franck Bohbot reduziert sich in seiner Serie auf ein Minimum und findet dabei magische Momente in Raum und Zeit.

Deine Serie „The Martian“ widmet sich dem Model Marta. Was hat dich an ihr fasziniert?
Marta hat definitiv etwas Besonderes. Sie könnte eine Geschichte mit ihren Augen erzählen … Sie ist Model und Schauspielerin, sehr talentiert, und auch sehr lustig. Sie liebt Fotografie und Videospiele! Ich war absolut neugierig darauf, Marta vor meine Kamera zu setzen und zu sehen, was wir zusammen schaffen könnten.

Welche Geschichte erzählst du mit deinen Bildern?
Jedes Bild hat eine Geschichte, aber ich ziehe es vor, den Betrachter sich die Geschichte selbst vorstellen zu lassen.

Du setzt in der Serie auf ein Gesicht, einen Look, einen Ort. Es scheint, als würde sich nichts verändern.
Ich mag das Minimale. Es war unser erstes gemeinsames Shooting, es gab keine Assistentin, keinen Stylisten oder Make-up-Künstler. Ich wollte alles im RAW-Format festhalten. Ich habe selbst beleuchtet und schnell fotografiert, um den Augenblick zwischen Realität und Fiktion einzufangen. Alles um uns herum war echt. Wir fingen an zu reden – über Fotografie, Leica, Mittelformat, Videospiele – und fotografierten während des Gesprächs, um die Dinge real werden zu lassen. Dann fingen wir an, Spiele zu spielen, nichts war wirklich inszeniert. Und natürlich begann Marta, in die Kamera zu schauen – und es entstand Magie. 

Beschreib deine fotografische Herangehensweise.
Ich liebe es, das Gesicht der Menschen zu sehen, wenn sie Spiele spielen. Wenn sie verlieren oder gewinnen, egal in welchem Alter. Es ist phänomenal zu beobachten, dass wir am Ende doch alle Kinder sind und immer wieder versuchen zu gewinnen. Das ist bei vielen Dingen im Leben genau so. Was die Ästhetik dieser Serie betrifft, so wollte ich etwas Jugendliches und Glamouröses produzieren, ein Zurück in die 90er-Jahre mit einem futuristischen Ansatz und einem Hauch von Tarantino. Es ist eine Porträtserie, daher kann ich nicht ganz genau sagen, wohin ich gehen wollte, aber es war für mich wichtig, mit meinem Instinkt zu arbeiten.

Was bedeutet für dich der eine besondere Moment in der Fotografie?
Ich stimme zu, dass es diesen einen Moment in der Fotografie gibt, und er ist entscheidend dafür, dass die Fotos entstehen, die man will. Man muss ihn finden, auf ihn warten oder ihn provozieren. In dieser Serie habe ich ihn provoziert. Dazu musste ich mir zuerst des Ortes, der Stimmung, des Lichts und der Atmosphäre im Allgemeinen sicher sein, um mich dann auf das Motiv fokussieren zu können. Bei Marta hatte ich das Glück, gleich mit dem ersten Klick jenen Moment einzufangen. Sie ist sehr professionell; wir haben 15 Minuten gebraucht, um ein Foto zu haben, das Emotionen erzeugt und gleichzeitig Spaß macht.

Die Bilder wirken sehr harmonisch – im Licht, im Schatten und in der Weichheit.
Ja, Harmonie ist ein gutes Wort, um diese Bilder und auch die Fotografie im Allgemeinen zu beschreiben. Und als Schlagzeuger würde ich auch noch „Tempo“ hinzufügen – denn ich bringe eine ausgewogene Balance zwischen Licht, Schatten, Komposition und Farbe in die Bilder. Eine Farbe kann eine Geschichte verändern – deshalb ist für mich die Postproduktion genauso wichtig wie die Aufnahme selbst. 

Du hast für deine Serie die Leica SL verwendet. Wie war dein Eindruck?
Ich liebe diese Kamera, weil ich sie als Teil meiner Hand empfinde, so intuitiv, minimalistisch und schnell. Ich habe schon viele Male mit der M6, Q und M10 fotografiert, aber die SL mit diesem Griff und dem für mich wichtigen großen Sucher ist eine echte moderne Leica. Ich mag den farbneutralen Leica-Look, der aus den DNG-Dateien stammt, da er es sehr einfach für mich macht, die Farben zu bearbeiten. Ich kann es kaum erwarten, die SL2 auszuprobieren, die noch mehr Auflösung verspricht. Das wäre ein Traum.

Die Farben auf den Fotos erscheinen wie ein Pastellgemälde, als läge über der Realität ein Hauch von Schleier. Ist die Wirklichkeit auch immer ein Märchen?
Vielen Dank. Die Ästhetik hängt natürlich immer vom Konzept, von der Serie oder manchmal von meiner aktuellen Stimmung ab. Bei einigen meiner Geschichten mag ich es, sie sehr farbenfroh und hell zu gestalten. Dann wiederum kehre ich zurück in eine dunklere, filmischere Bildsprache. Es ist wie ein Tischtennisspiel. Manchmal fragen mich die Leute, ob meine Fotos Malerei oder Illustration seien; ich finde das sehr interessant. Am Ende möchte ich einfach, dass mein ganzes Projekt durch etwas verbunden ist. Das können Orte, Farben, Menschen, Architektur, Erzählungen oder Lichter sein, Dinge und Teile meiner Welt, die ich meinem Publikum widerspiegle. Das Leben verändert uns, und ich entwickle mich immer weiter und lerne im Laufe der Jahre viel Neues dazu – über Zeit, Ästhetik und manchmal auch andere Techniken. Solange ich meiner Vision folge, bin ich glücklich damit.