INTERVIEW
Max Montgomery
Max Montgomery Irene Albright Joey George @ The Wall Group Gianpaolo Ceciliato @ Jed Root Agency Hartje Andresen @ Trump Models, Emory Ault @ W360 Management Evan Mann, Thomas Sweeney Roger Gibbs James Longmire Leica S (Typ 007) mit Summarit-S 1:2,5/35mm Asph. (CS), Elmar-S 1:2,8/45mm Asph. (CS), Summarit-S 1:2,5/70mm Asph. (CS), Apo-Macro-Summarit-S 1:2,5/120mm Asph. (CS)
Während eines Shoots mit der neuen Leica S inszenierte der britische Fashion-Fotograf Max Montgomery in den Hamptons aktuellen Bohemian Chic in einer Sammlung verschiedener fotografischer Styles vom extremen, emotionalisierten Close-up bis hin zu purer Modefotografie.
S Magazin: Du hattest die Gelegenheit, eine der ersten Leica S (Typ 007) für das neue digitale Format von S Magazin zu testen und auszuprobieren. 2012 fotografiertest du mit der Leica S (Typ 006) die „Youth Issue“ des S Magazins. Worin unterscheiden sich die beiden Kameras?
Max Montgomery: Ich verwende seit einigen Jahren eine Leica. Als Erstes möchte ich sagen, dass die Leica S (Typ 007) die beste Kamera ist, die ich in meinem Leben je hatte. Die Vorgängerin war schon fantastisch, aber sie war ein wenig zu langsam – man konnte leicht den richtigen Moment verpassen. Für statische Porträts war sie ausgezeichnet, aber eben nicht schnell genug für Fotografien in Bewegung – meine bevorzugte Art zu arbeiten, in Bewegung, das war mir sehr wichtig.
Wie lange bist du schon Profi?
Ich fing als Assistent an, war dann Chefassistent bei Rankin und arbeitete für den Italiener Francesco Carrozzini. Aber schon während dieser Zeit arbeitete ich selbstständig für mich. Magazinfotografie betreibe ich seit fünf, sechs Jahren.
Für Leica hast du jetzt dieses Portfolio als Test der Leica S (Typ 007) in den East Hamptons auf Long Island geschossen?
Ja, und das war großartig. Es ist ungewöhnlich, welche Freiheit man genießt, wenn man für das S Magazin arbeiten darf. Wenn man mit einem Moderedakteur arbeitet, wird einem die Art vorgegeben, mit der man die Kleider abzulichten hat. Das Leica S Magazin sagte einfach: „Tu, was du willst, aber eben mit unserer Kamera.“ Das ist für einen Fotografen sehr aufregend. Sozusagen ein Traumjob.
Bei dieser Arbeit handelt es sich nicht um ein zusammenhängendes Portfolio, sondern eher um eine Sammlung verschiedenster Stile. Einige hast du in schwarzweiß gemacht. Warum?
Wir sehen alles in Farbe. Wenn man die Farben aus einem Bild herausnimmt, distanziert man den Betrachter von der Realität, was ich faszinierend finde. Das Bild wird mit einem Schlag, in einem Moment, zu einer eigenen Kreation.
Welche Objektive hast du während des Shootings mit der Leica S am häufigsten benutzt?
Überwiegend das 70er-, 35er-, 45er-, und das 120er. Das 35er mag ich sehr. Für mich ist es ein echtes 35er. Man kann den Personen damit sehr nahekommen und trotzdem gibt es nicht die geringste Verzeichnung.
Eines der Bilder unterscheidet sich von allen anderen. Es ist schwarzweiß, zeigt eine junge Frau mit perfekt geschminkten Augen und sehr blondem Haar, ein extremer Close-up. Ein sehr herausforderndes, introspektives Bild.
Am Ende geht es nur um Emotionen. Ich wollte, dass ihre Augen vor Gefühl geradezu bluten: Ich wollte es so menschlich wie möglich, im wahrsten Sinne des Wortes. Das geht alles über die Haare, das Make-up, den Ausdruck. Das erzählt eine ganz eigene Geschichte. Man weiß gar nicht so recht, was passiert: Ist sie verstört oder glücklich? … Das mag ich.
Da ist dieses Bild mit der Dame mit Hut, Hand an der Krempe, neben einem Briefkasten stehend, am Rande der Straße. In einer Seaside-Atmosphäre, wie am Meer.
Es ist wahrscheinlich das purste, reinste Modebild: Man sieht den Sitz des Kleides genau, man sieht in ihre Richtung, und sie blickt genau in die Kamera. Es war eine Erkundung einer der schönsten Gegenden auf Long Island. Ich liebe die Farben des Kleides und ich dachte, sie passten genau zum Hintergrund und dem ganzen Szenario um sie herum – ihre Haltung hat etwas von Bohemian Chic.
Wie und in welche Richtung wird sich die Fotografie, deiner Ansicht nach, in den nächsten Jahren entwickeln?
Nun, ich möchte selbst in der Lage sein, mehr zu forschen, was die Evolution der Fotografie betrifft. Denn darum geht es meines Erachtens: erkunden, studieren, und mehr Zeit zum Nachdenken haben.
Ich selbst hoffe, in den nächsten Jahren mehr Zeit zu haben, über die Art nachzudenken, wie ich Bilder inszeniere, und nicht alles an einem Tag im Kasten haben zu müssen, sondern mir eine Woche Zeit nehmen zu können. Ich denke, gute Vorbereitung ist alles, und man sieht das auch in den Bildern. Ich will starke, gut konzipierte Ideen haben und ihnen Ausdruck verleihen.
Wie schießt Steven Meisel 30 Seiten für die „Vogue“? Er snimmt ich einen Monat, um über seine Ideen und die Kleider darin nachzudenken. Warum ist Bruce Weber in seiner Bildsprache so provokant? Weil er seine Models in sein Haus nach Florida mitnimmt und sie mit seinen Hunden dort einen Monat lang spielen und herumrennen lässt.
Sie haben alle ihre eigenen Welten erschaffen, und darum geht es: eine eigene Identität zu kreieren. Ich will, dass das Publikum in einigen Jahren eines meiner Bilder sieht und sofort sagen wird, „Das ist ein Max Montgomery.“ Ich kann die Seiten der „Vogue“, sei es die italienische oder die französische, aufblättern und sehr präzise sagen, von wem jedes einzelne Bild ist. Ich wünsche mir, dass das bei meinen Bildern eines Tages auch so sein wird.