INTERVIEW
Enrique Badulescu
Enrique Badulescu Romina Herrera Malatesta Vicky Steckel John Ruidant Julius Poole Inc. Caroline Kelley @ The Lions Page Schulz caption:PRODUKTION$ Bandana Productions Casa Enrique, Riviera Maya in Tulum, Mexico Leica S (007) mit Elmarit-S 1:2,8/45mm Asph. (CS), Summarit-S 1:2.5/70mm Asph., Apo-Macro-Summarit-S 1:2.5/120mm
The King of the Beach, Enrique Badulescu, stürzte sich an den traumhaften Stränden Tulums mit „Solarisation“ in einen überwältigend intensiven, surreal-psychedelischen Farbrausch, mit dem er moderne frische Looks von Stylistin Romina Herrera Malatesta orchestrierte und denen Top-Model Caroline Kelley die passende Tonalität verlieh.
Man sagt, du seist der „König des Strandes“. Warum nennt man dich so?
Das ist eine gute Frage. Ich habe ein Haus in Mexiko, in Tulum. Ich kam dort vor langer, langer Zeit an, ich glaube, vor dreißig Jahren, und verliebte mich sofort. Ich war immer ein Strandjunge, obwohl ich in Mexiko-Stadt aufgewachsen bin. Meine Eltern nahmen uns immer nach Acapulco mit, als es noch nicht voller Kartelle war. Als ich später in London lebte – fünf Jahre lang, dort begann meine Karriere – flog ich immer an die mexikanische Pazifikküste, nach Puerto Escondido, um für britische Magazine zu arbeiten. Dann verliebte ich mich in Tulum, eher aus Zufall, und kaufte etwas Land, ein Haus, und dann ging ich an den Strand und fotografierte dort die ganze Zeit. Bald nannte man mich den „König des Strandes“ und den „König des Badeanzugs“. Ich weiß nicht, warum. Aber es ist wahr, ich bin viel am Strand und ich liebe Outdoor-Shootings.
Wie unsere Story „Solarisation“, die auch in Tulum entstanden ist?
Ja, direkt vor meinem Haus. Ich hatte großes Glück, diesen jungfräulichen, unberührten Platz zu finden – damals gab es dort ein paar Hotels und sonst nichts. Man konnte kilometerweit gehen, ohne jemanden zu treffen. Aber es hat sich seine Schönheit bewahrt – außer zur Hochsaison.
Wie hat sich Tulum verändert? Viele englische Fashionistas verbringen dort ihren Weihnachtsurlaub.
Nun, es hat sich viel verändert, und viele sagen, es sei meine Schuld. Ist es aber nicht. Wie an jedem schönen Fleckchen Erde musste es auch dort passieren. Ich habe dort viele Strecken fotografiert, und einmal eben mit Kate Moss. Lustig war, dass es mitten im Januar stattfand, um ihren Geburtstag herum, und als es sich herumsprach, dass sie ihn dort feiern würde, kamen sie alle in Scharen nach Tulum.
Warum arbeitest du so gern in Tulum?
Weil das Fotografieren da so einfach ist. Ich habe ja das Haus dort. Man kann sich da umziehen, geht den Weg hinunter und steht schon am Strand. Es ist sehr schön, noch unglaublicher ist es bei schönem Wetter. Ich liebe den weißen Sand, der fast wie ein Daylight-Studio wirkt. Sogar wenn es bewölkt ist, wird noch sehr viel Licht vom Sand reflektiert. Das Licht dort ist so schön, dass man sehr viel Kontrast bekommt. Wenn die Sonne scheint, ist es großartig. Und bei Vollmond ist es beinahe so hell wie tagsüber: Die Schatten sind so stark, man könnte selbst nachts fotografieren.
Wie sehr hat sich die Modefotografie verändert, seit du als Fotograf angefangen hast?
Es ist unbeschreiblich, wie sehr sich das geändert hat. Ich komme wieder auf das Beispiel mit Kate Moss: Es gibt ein bezauberndes Bild von ihr in den Wellen mit nassem Sweater. Ich fotografierte mit einer Filmkamera – direkt im Wasser. Ich wusste genau, was ich erreichen wollte und wie, doch es gab immer einen Teil, der im Unbekannten lag. Wie die Bilder genau aussehen würden, wusste ich erst, nachdem ich die Filme in New York entwickelt hatte …
Und jetzt?
Jetzt sieht sich jeder alles höchstens zwei Sekunden an, was ich superärgerlich finde. Jeder muss jedes einzelne Bild auf dem Monitor sehen. Dazu kommt, dass man uns die Freizeit genommen hat. Man arbeitete acht bis zehn Stunden, dann hatte man frei. Du nahmst ein kaltes Bier, hast mit anderen abgehangen; man sprach miteinander und lachte. Jetzt wollen sie alle fotografieren und sofort alles bearbeiten. Sie wollen sich alles ansehen, ein Bild mit dem iPhone machen und es mit nach Hause nehmen. Deswegen arbeite ich so gern mit meinen Freunden vom S Magazin zusammen. Es ist ein Magazin für wahre Fotografie, das die Bilder in den Mittelpunkt stellt und nicht bloß die Präsentation eines Kleidungsstücks.
Wie war es, mit der Leica S 007 zu fotografieren?
Ich sag nur: „Wow!“ Man kann den Unterschied schon direkt in den Dateien sehen. Es ist unglaublich. Die Farben sind mit dieser Kamera immer überwältigend. Außerdem ist die S zumindest wasserresistent, wenn auch nicht wasserdicht, und funktioniert fantastisch. In Tulum ist der Salzgehalt in der Luft sehr hoch, manchmal ist es sehr windig, aber wir hatten nie ein Problem mit der Kamera. Ganz unglaublich. Ich habe alle weiteren Strecken in Tulum auch mit der Leica geschossen.
Wie bist du überhaupt zur Modefotografie gekommen?
Es ist amüsant. Ich wollte ehrlich gesagt kein Fotograf werden, weil mein Vater einer war. Ich bin ja ein Leben lang damit aufgewachsen, und wenn einem etwas so nah ist, findet man es nicht außergewöhnlich. Ich machte gern Aufnahmen, wollte aber kein Fotograf sein. Aber mein Vater hatte einen sehr guten Freund, der an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München studierte – wie übrigens auch Jürgen Teller, der allerdings erst begann, als ich fertig war. Meine Eltern schickten also dem Direktor einige meiner Bilder, ich weiß gar nicht mehr, welche.
Und du wurdest dort aufgenommen?
Ich bekam einen Brief, in dem stand, dass ich aufgenommen sei. Ich hatte keine Ahnung, dass meine Eltern meine Bilder eingereicht hatten. Sie sagten: „Wenn du nicht gehen willst, musst du es nicht.“ Ich sagte: „Doch, ich will es probieren.“ Also ging ich nach München. Einmal schlug ich in einem Zeitschriftenladen eine französische „Vogue“ auf mit einer 30-Seiten-Story von Guy Bourdin. Er hatte tolle Ideen. Ich war völlig begeistert. So schön und voll vibrierender Farben. Ich dachte nur‚ das sieht nach großem Spaß aus, mit schönen Mädchen abhängen und die Welt bereisen, um Fotos zu machen. Wir hatten an der Schule auch Modefotografie, und ich begann, mich in diese Richtung zu orientieren.
Wann kam dein großer Durchbruch?
Ich traf einen New Yorker Fotografen, der einen Assistenten brauchte, also zog ich nach New York. Ich assistierte nicht lange, es war mir etwas zu wenig … Damals habe ich mich sehr mit Polaroid-Film beschäftigt, der sich sofort entwickelte, und ich machte einige Testaufnahmen in New York. Zufällig traf ich dort im Restaurant eines Hotels einen Freund, der Redakteur bei der deutschen „Vogue“ war. Die Fotoagentin Camilla Lowther wohnte im selben Hotel. Sie kam an unseren Tisch und fragte, ob sie sich zu uns setzen dürfe. Sie sah sich mein Polaroid-Buch und fragte: „Würdest du in London wohnen wollen? Ich würde dich gern repräsentieren.“ Ich sagte: „Natürlich, sehr gern!“ So fing es an. Und ich säße heute nicht hier, wenn ich nicht an jenem Tag an jenem Tisch gesessen hätte, als Camilla zu uns kam. Was für eine unglaubliche Zufallsbegegnung …