INTERVIEW
Robert Wunsch
Leica S (Typ 007) mit Summarit-S 1:2.5/35 ASPH. (CS), Summarit-S 1:2.5/70 ASPH. (CS)
Robert Wunsch Chantal Drywa Carla Mendez Florian Ferino Patrick Susic Marcus Rex, Mirko Westerbrink Laura Schuller, Luisa Moek
„Snow-White & Rose-Red“, eine minimalistisch-akzentuierte Studioarbeit mit zwei Schönheiten – Robert Wunsch verbindet in ihr fließend-weite Stoffe und natürliches Make-up zu einem harmonisch schön komponierten, ausdrucksstarken Gesamtbild.
Du hast Kommunikationsdesign studiert und zunächst als Art-Direktor gearbeitet. Wie bist du dann letztendlich zur Modefotografie gekommen?
Damals, im Jahr 2009, hab ich mit Denyo von den Beginnern in Berlin zusammengewohnt. Zu dem Zeitpunkt kümmerte ich mich um die Art-Direktion für sein Soloprojekt, und während der Vorbereitung hat er mich gefragt, ob ich nicht auch den Part des Fotografen übernehmen möchte. Im Verlauf des Projekts wurde mir dann irgendwann bewusst, dass mich das Fotografieren viel mehr reizte, als das Pixelschieben im Anschluss. In der Folge verlagerte sich der Fokus immer mehr von der Art-Direktion hin zur Fotografie. 2010 fing ich dann an, als Creative Director für das Magazin „Highsnobiety“ zu arbeiten. Dort entwickelte ich das Printmagazin und setzte in den ersten Monaten auch fast alle In-House-Fotoproduktionen selbst um. So kam dann eins zum anderen.
Du fotografierst nicht nur Modestrecken, sondern auch Celebrities und machst Fashion- und Musikfilme? Wieso bist du so vielseitig aufgestellt? Zwang oder Drang?
Das frage ich mich manchmal auch. Ich bin definitiv immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen, sowohl in der Fotografie als auch im Filmbereich. Das ist mit Sicherheit auch ein Stück weit zwanghafter Drang. Zudem denke ich, dass dieses klassische Schubladendenken in der Fotografie schon lange überholt ist. Ein guter Fotograf ist ein guter Fotograf. Alles, was meiner Meinung nach zählt, ist das Auge, dass man den Blick und das Gespür für den richtigen Moment hat. Dieses Gespür, das muss man mitbringen, das kann man nicht lernen. Und ohne das kann man in der Fotografie auch nichts Herausragendes leisten. Der Rest ist dann Technik und Erfahrung. Die Frage, die man sich als Fotograf letztlich stellen muss, ist, ob man die Zeit und Energie investieren möchte, um sich in einen neuen Bereich einzuarbeiten.
Fotografierst du lieber Männer? Warum?
Ich habe da eigentlich keine besondere Präferenz, allerdings hat es sich in den Jahren 2016 und 2017 so ergeben, dass der Fokus eindeutig mehr auf männlichen Modellen lag. Da hab ich dann schon recht schnell gemerkt, dass man anfing, mich in diese Schublade zu stecken.
Für das S Magazin hast du allerdings Laura und Luisa im Studio in Szene gesetzt. Worum geht es da?
Ich wollte letztes Jahr wieder mehr mit Frauen arbeiten, aus den oben genannten Gründen. Wir haben dann in einer Woche sieben unterschiedliche freie Strecken produziert, im Studio und on location. Jede der Strecken hatte einen anderen Fokus in Bezug auf Fashion und Konzept. Die Strecke mit Laura und Luisa ist eine klassische Studiostrecke, bei der wir mit weiten Stoffen für das Styling und einem sehr natürlichen Make-up für die Mädchen gearbeitet haben.
Deine Strecken sind weniger erzählerisch, sondern eher grafisch. Was vermittelst du und wie?
Mir war gar nicht bewusst, dass meine Strecken weniger erzählerisch sind. Ich glaube, dass mein Hintergrund als Art-Direktor mir eine andere Herangehensweise ermöglicht. Wenn ich durch den Sucher schaue, dann sehe ich neben dem Model auch immer schon die fertige Komposition mit all ihren Fluchten und Linien, wodurch ich nicht nur versuche, das Model abzulichten, sondern es auch in ein ideales Verhältnis zu seiner Umgebung zu setzen. Trotz all der Konstruktion der Bilder versuche ich dennoch, nie die Emotionen in einem Bild zu verlieren. Mein Ziel ist es immer, das stärkste und stolzeste Ich meines Gegenübers zu visualisieren beziehungsweise herauszukitzeln.
Du fotografierst schon seit einigen Jahren. Hat sich in deinem Stil mit der Zeit die Richtung geändert, oder würdest du deine Handschrift als stringent bezeichnen?
Ich hatte schon immer eine sehr genaue Vorstellung von dem Look, den ich kreieren wollte. Auch da kommt mein Hintergrund als Art-Direktor wieder ins Spiel. Es gibt selbst aus den ersten Jahren meiner Karriere Bilder, die sich noch heute in meinem Portfolio wiederfinden. Dennoch hat sich mein Stil natürlich über die Jahre weiterentwickelt. Viele Prozesse des Fotografierens wandeln sich irgendwann von der klassischen Trial-and-Error-Methode hin zu Automatismen, sodass es einem mit der Zeit immer leichter fällt, den richtigen Augenblick einzufangen.
Welche deiner Eigenschaften sind gut für deine Arbeit, welche weniger?
Ich denke, ein positiver Aspekt meiner Arbeit ist, dass ich eine gute Balance gefunden habe, um am Set eine entspannte und positive Atmosphäre zu schaffen, aber dennoch, wenn es darauf ankommt, zu 100 Prozent professionell und fokussiert zu sein und dann auch jedes einzelne Mitglied meiner Crew zur höchsten Leistung zu motivieren. Ich habe außerdem einen stark ausgeprägten Hang zum Perfektionismus, der mich allerdings auch manchmal in ein kreatives Chaos stürzt – aber für solche Momente hat man ja ein starkes Team, das einem den Rücken freihält.
Du arbeitest gern mit der Leica S-Kamera, hast aber auch andere Systeme verwendet. Was überzeugt dich am S-System?
Ich denke, die Kompaktheit und Einfachheit des Systems haben mich überzeugt. Die Leica hat für mich außerdem die beste Balance zwischen einem relativ geringen Datenvolumen und einer herausragenden Bildqualität.