INTERVIEW
Sarah Storch
Sarah Storch Lisa Filippini Stefanie Szekies Pia Natalia Fadejeva @ Behance Birgit Steinhage @ Saltoflorale, Leipzig Leica SL (Typ 601) mit Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4/24–90mm Asph.
In „Palazzo“ bespielt Sarah Storch das Thema Piraten. Im historischen Leipziger Saal de Pologne inszenierte sie Model Pia in ausgefallenen, rebelischen Looks von Stylistin Lisa Filippini.
Du lebst und arbeitest als Fotografin in Leipzig. Die Stadt ist weder besonders groß noch besonders klein. Kannst du dich hier entfalten, oder zieht es dich woanders hin?
Leipzig ist schon lange zu meiner zweiten Heimat und meinem Zuhause geworden. Ich fühle mich hier absolut angekommen, auch wenn es aus fotografischer Sicht durchaus Schwierigkeiten gibt. Die Künstlerszene an sich ist auf jeden Fall groß und hat eine Menge Potenzial. Mich betrifft die Größe der Stadt insofern, als es hier weder große Modelagenturen noch ansässige Magazine oder viele Designer gibt. Aus diesem Grund arbeite ich verstärkt in Berlin und pendle gern hin und her.
Wie bist du überhaupt zur Fotografie gekommen?
Ich komme aus einer kleinen Stadt in Thüringen und habe nach dem Abitur eine kreative Aufgabe gesucht, die mir dann eigentlich eher zugeflogen ist, weil meine beste Freundin damals einen eigenen Kalender verschenken wollte. Also haben wir uns eine Kamera geliehen, und dann ging es ins nächstgelegene Abrisshaus. Es hat mir so viel Spaß bereitet, dass ich mir eine analoge Kamera ersteigerte und lange nur mit dieser fotografierte. Aus heutiger Sicht, würde ich sagen, habe ich bereits meine ersten Porträts direkt inszeniert. Danach folgte der Wunsch, eine Ausbildung zur Fotografin zu machen, und so bin ich dann letztendlich in Leipzig gelandet.
Mode und Porträts sind deine Bereiche, gibt es da Unterschiede in der Vorgehensweise?
Also spontan würde ich sagen, nein. Bei den Porträts liegt der Fokus natürlich mehr auf der Person, obwohl ich auch da oft spielerische Elemente verwende. Bei der Mode ist der Aufwand auf jeden Fall größer, und die Elemente, die ich einsetze, sind geplant. Bei Porträts passiert vieles oft einfach so.
Deine Arbeiten sind eher künstlerisch und weniger kommerziell. Wie würdest du selbst deinen Stil beschreiben?
Die Frage ist für mich nicht unbedingt einfach zu beantworten, weil sich mein Stil gerade abermals in eine andere Richtung entwickelt. Im Moment versuche ich, etwas cleaner, reduzierter und fokussierter zu arbeiten, ohne meine Handschrift zu verlieren. Ich bin davon überzeugt, dass die Bildthemen, die man wählt, immer mit einem selbst oder mit Ereignissen aus dem persönlichen Leben zu tun haben.
Worum geht es in deiner Geschichte „Palazzo“, die du für das S Magazin fotografiert hast?
Die Grundidee war das Thema Piraten. Ich war auf ein passendes Foto aus einem Magazin gestoßen, und da ich immer gern inszeniere, habe ich zunächst meine vertraute Blumenexpertin Birgit Steinhage von Saltoflorale gefragt, was ihr dazu einfällt. So haben wir gemeinsam Ideen gesammelt, und die Salles de Pologne waren genau die richtige Location, um so ein Thema umzusetzen.
Wie war denn das Shooting in den Salles de Pologne?
Das Shooting war super, die Kommunikation und Organisation verliefen sehr unkompliziert. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an das Team der Salles de Pologne. Ich bin jederzeit bereit, dort wieder zu fotografieren. Die Lichtbedingungen waren zunächst nicht ganz optimal, da ich überwiegend mit Available Light arbeite, aber dank der Qualität der Leica-Kamera konnte ich selbst das ungünstige Licht im hohen ISO-Bereich nutzen, zumal ich ohnehin gern mit Körnung arbeite, die auch zu meiner Bildsprache gehört.
Du fotografierst gern analog. Wie war es, dieses Projekt mit der digitalen Leica SL zu verwirklichen?
Ich arbeite erst in letzter Zeit wieder verstärkt analog. Grundsätzlich habe ich immer eine analoge und eine digitale Kamera bei meinen Shootings dabei, weil mir das eine bestimmte Sicherheit und auch Abwechslung bietet. Ich bin großer Leica-Fan und kam mit allen Bedienelementen sehr gut zurecht, meine Erfahrung im Bereich der Kameraberatung und des Verkaufs war mir dabei sicher eine Hilfe. Der manuelle Fokus bedeutet zunächst eine kleine Umstellung, je länger man aber damit arbeitet, desto mehr mag man diese Art des Fotografierens und neigt dazu, gar nicht mehr mit dem Autofokus zu arbeiten.
Was möchtest du fotografisch zukünftig noch alles erreichen?
Ich würde gern auf meine Fotostrecken zurückblicken und im besten Fall mit jedem einzelnen Ergebnis zufrieden sein. Grundsätzlich hätte ich gern die Möglichkeit, aufwendige Produktionen mit großem Budget umzusetzen, und hoffe, Kunden zu finden, die Vertrauen in meine Arbeit haben. Des Weiteren habe ich große Lust, Fotostrecken in anderen Ländern zu produzieren und die kulturellen Aspekte mit einzubeziehen. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und hoffe, meine Ziele so schnell wie möglich erreichen zu können.