Digitale FeaturesOff-RoadJames Meakin
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Shirt und Jeans Ellery Land
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Kleid Sportmax
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Jacke und Hose Courreges
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Top Victoria Beckham Jeans Filippa K.
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Top und Jeans Frame Denim
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Top Prada
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Denim jacke und Kleid Chanel
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BH Stella McCartney Rock Marco De Vincenzo
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Top Victoria Beckham
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Kleid Marni
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Kleid Tibi
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Kleid Bottega Veneta
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Denim Jacke Gucci Jeans Acne Studios
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Off-Road · James Meakin 1 / 1
Interview

INTERVIEW

James Meakin

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FOTOGRAFIE James Meakin STYLING Lorna McGee @ A&R photographic HAARE  & MAKE-UP Josephin Martins @ Bigoudi mit Produkten von  MAC Cosmetics & Loral Professionell MODEL Charne Husselmann @ Fanjam Model Management RETUSCHE Taylor Light PRODUKTION North South Productions Cape Town FOTO-ASSISTENZ Gerrit Oliver und Yanga Mnyuko DIGITAL OPERATOR Sabrina Rynas KAMERA Leica SL (Typ 601) mit Vario-Elmarit-SL 1:2,8–4/24–90 mm Asph.

In Südafrika fotografierte James Meakin „Off-Road“. Im Stil einer Reportage verbindet die Serie spontane Situationen mit Straßen- und opulenten Landschaftsszenerien. Model Chané Husselmann transportiert als junge Vagabundin gekonnt eine Melange aus Tristesse und Lebensfreude in Bildern mit dem Flair eines modernen Roadmovies.

Worum geht es in „Off-Road“ – um das klassische Cars-and-Girls-Genre, oder ist das Thema weitreichender? Wie würdest du deinen Stil beschreiben, und in welcher Weise wird er in dieser Strecke repräsentiert?
Die Antworten auf diese Fragen kann ich gleich zusammenfassen. Meine Arbeit ist von den unterschiedlichsten Stilrichtungen der Modefotografie geprägt. In diesem Projekt wollte ich die Persönlichkeit des Models in einem Reportagestil einfangen, gleichzeitig aber mein ästhetisches Auge einbringen und so die Modefotografie auch fernab des Studios zum Leben erwecken. Ich habe sozusagen die Grundbausteine gelegt und der Sache dann ihren Lauf gelassen. Die Situation war teilweise ein wenig beängstigend – wir befanden uns unter echten Street-Gangstern tief in Kapstadt, unser Auto zog alle Blicke auf sich, und wir waren nur als sehr kleines Team unterwegs. Trotz der Versicherungen unseres Bodyguards war da immer dieses unterschwellige Gefühl der Ungewissheit. Beim Shooting erzeugte das eine gewisse Zeitlosigkeit – und resultierte in einer Straßenszene, die fast überall in der Welt hätte stattfinden können. Ich wollte, dass es nicht offensichtlich ist, wo wir uns befinden: Handelt es sich um eine Partynacht oder den Morgen danach? Ist das Mädchen irgendwie entgleist, hilflos oder in Kontrolle, infam oder unschuldig? Diese Spannung ist das Fantastische an Outdoor-Shootings – das Gefühl des Unbekannten und der daraus resultierende kreative Prozess. Das Ganze war ziemlich Rock ’n’ Roll, um ehrlich zu sein. Das Model ist noch sehr jung, ganz am Anfang ihrer Karriere, und musste hier relativ mutig sein. Meine Aufgabe war es, ihr das nötige Selbstvertrauen zu vermitteln. Sie war definitiv weit außerhalb ihrer Kleinstadt-Komfortzone, und sie liebte es! Direkt nach unserem Shooting flog sie zu den Herbst/Winter-Fashion-Shows und kam praktisch über Nacht ganz groß raus. Das spricht jedenfalls für unseren Instinkt beim Casting!

Du bist eigentlich ein Mittelformatfotograf, hast aber für diese Strecke mit der Leica SL eine Vollformatkamera gewählt. Wo siehst du die Unterschiede, und inwiefern hat die Kamera das Projekt beeinflusst?
Mein Werkzeug für kommerzielle Projekte ist eine SLR. Die Präzision und Geschwindigkeit moderner Kameras hat eine Generation von digitalen Fotografen geprägt, was zur Folge hat, dass Auftraggeber heute eine viel größere Anzahl an Bildern erwarten, oft auch in Verbindung mit spezifischen Workflows, die über die Art-Direktoren laufen. Mit jeder anderen Art von Kamera wäre der Prozess langwieriger und anstrengender, und zugleich geht die extrem hohe Bildqualität in digitalen Publikationsformaten oft unter. Vor zwei Jahren bin ich allerdings von der Phase One auf die Leica S Typ 007 umgestiegen, die ich aufgrund ihrer überlegenen Abbildungsqualität für Features einsetze. Ich arbeite stets mit geringer Schärfentiefe, um den Bildern auf Websites und Handy-Displays einen filmisch anmutenden Look zu verleihen. Zur Leica SL kann ich sagen, dass sie eine ganz besondere Kamera ist – die Wiedergabequalität der Objektive ist so fantastisch, dass die Resultate absolut mit dem Mittelformat vergleichbar sind. Außerdem ermöglicht die SL die für Reportagefotografie so unerlässliche Beweglichkeit und Dynamik. Ich bin wirklich froh, diese Kamera gefunden zu haben. Besonders vorteilhaft an einer spiegellosen Kamera ist die Möglichkeit, das Bild während des Fotografierens im Sucher zu überprüfen. In hellem Licht oder bei schwebenden Staubpartikeln kann das entscheidend sein. Tethered Shooting ist bei diesem Projekt nicht wirklich in Frage gekommen, weil es einfach zu riskant gewesen wäre, einen Laptop herumstehen zu lassen. Zu meiner Erleichterung war der Autofokus dem einer traditionellen SLR absolut ebenbürtig: Ich konnte den Moment einfangen, ohne von technischen Details abgelenkt zu werden. Wir waren durchgehend unterwegs, hatten keine Zeit zum Aufbauen, ganz nach dem Motto „Run and Gun“ – was hinsichtlich unseres Bodyguards ja sogar wortwörtlich zutraf. Das Ganze war wie geschaffen für diese Art von Kamera. Alles war hervorragend, vom Leica-Charakter bis zur Farbabstufung und der filmischen Qualität der Bilder. Ganz besonders ist auch die natürliche Wiedergabe von Lichtreflexen, im Unterschied zu anderen SLR-Objektiven. Einfach ein tolles Teil!

Hast du bestimmte Erwartungen an eine Kamera? Und hast du zu deinen Kameras eine gewisse technische Beziehung – schließlich warst du ja Ingenieur, bevor du Modefotograf geworden bist. Spielt dieser technische Hintergrund bei deiner Fotografie irgendeine Rolle?
Technisch veranlagt zu sein ist in meinem Fall sowohl ein Vorteil als auch ein Hindernis. Manchmal ist es wichtig, die technische Denkweise ganz abzulegen, um sich mit der rein künstlerischen Ästhetik auseinanderzusetzen und konzeptionell zu denken. Andererseits werde ich durch meine Kenntnis von AF-Systemen mit einer Ausrüstung wie dieser zum blitzschnellen Scharfschützen und kann Bilder einfangen, die andere vielleicht verpassen würden. Beim kreativen Fotografieren können manchmal auch kleine Abweichungen zu den besten Resultaten führen oder etwas Wertvolles hinzufügen. In dieser Serie befand sich zum Beispiel unter rund 100 Bildern einer bestimmten Szene eines mit einem versehentlichen Fehler: Anstelle des auf mich zukommenden Models erfasste die Kamera einen Ablaufrost am Boden. Mir gefällt, wie das Auge diese Szene registriert, ohne zu viel auf die Details zu achten. Ich finde es jedenfalls gut, Fehler ab und zu auch zuzulassen – besonders bei einem Projekt, bei dem man versucht, die Grenzen zu sprengen. Eine Kamera muss für mich zu 100 Prozent zuverlässig sein, gewissermaßen ein Arbeitstier mit guter ergonomischer Handhabung. Das Gewicht ist für mich dabei gar nicht so ausschlaggebend.

Du wählst häufig ausgefallene und teilweise sehr gegensätzliche Szenerien für deine Outdoor-Shootings. Was steckt dahinter, und wieso diesmal Südafrika?
Erstens mag ich es, alle Beteiligten durch eine Umgebung zu inspirieren – ein Umfeld zu schaffen, in dem Großstadtmenschen plötzlich merken, wie lange sie schon keinen Sonnenaufgang mehr beobachtet haben, und in dem man sich der Schönheit der Natur einfach nicht entziehen kann; das hat etwas Ursprüngliches, und jeder wird von diesen Erfahrungen beeinflusst. Wenn die Möglichkeit schon besteht, ist es der Mühe auf alle Fälle wert. Mir ist es sehr wichtig, mit geringer Schärfentiefe zu arbeiten – ich mag es nicht, wenn Hintergründe das Bild dominieren, denn meistens ist eine subtile Andeutung bereits mehr als ausreichend. Das ist die perfekte Aufgabe für eine Leica! Ich finde es auch nicht notwendig, dem Publikum eine Geschichte aufzuzwingen, sondern überlasse es lieber dem Betrachter, den Protagonisten auf seine eigene Weise zu interpretieren. Manchmal will ich auch nicht genau erklären, worum es in einer Szene geht – es liegt dann ganz am Betrachter und dem Film, der vor seinem inneren Auge abläuft. Ich glaube an Tagträume und ein wenig Surrealismus und wünsche mir, dass Leute mehr sehen als lediglich die Mode oder berühmte Models; der Inhalt allein ist nicht genug – wir sind schließlich zu viel mehr fähig!

Welche Rolle spielt das Styling in deiner Arbeit? Ist es etwas, auf das du aktiv Einfluss nimmst, etwa bei deinen Beauty-Projekten?
Beauty-Projekte sind immer erfreulich, denn ein Gesicht ist das Erste und Ausschlaggebendste, zu dem ich mich in einem Bild hingezogen fühle. Dieses Genre lässt Emotionen zu und Intimität, gemeinsam mit einer unverhohlenen Verehrung von ästhetischer Schönheit und einem Durchbrechen der Komfortzone des Models – denn wenn die Kamera derart nahe rückt, gibt es nichts mehr zu verbergen. Die gezeigte Mode ist der essenzielle Kern aller meiner Bilder. Für dieses Projekt besichtigte ich die Locations bereits mehrere Wochen, bevor Lorna, unsere Stylistin, die Kleidungsstücke anforderte. Somit konnte ich ihr schon vorab eine Vorstellung von der Farbpalette, den Kontrasten und der generellen Bildsprache vermitteln. Als wir am Set ankamen, ergab sich dann eine übergangslose Symbiose von ihren Ideen und meinen. Dass sie sich nicht für die Styling-Optionen entschied, die aufgrund meiner ersten Vorlagen am Offensichtlichsten gewesen wären, hat mir sehr gefallen – denn die daraus entstehende Gegensätzlichkeit ließ unsere Protagonistin noch mysteriöser erscheinen. Mode kann eine mutige Sache sein. Ich liebe Stylisten, die über die Grenzen hinausdenken und mit ihrer Arbeit intelligente Aussagen machen können. Es ist eine richtige Kunst, ein gutes Shooting zusammenzustellen, weshalb ich immer versuche, mit herausragenden Stylisten zusammenzuarbeiten – denn das entscheidet über den Erfolg oder Misserfolg eines Konzepts.