INTERVIEW
Hector Perez
Leica S mit Summarit-S 1:2,5/35 mm Asph., Summarit-S 1:2,5/70mm Asph., Apo-Macro-Summarit-S 1:2,5/120mm Asph.
Hector Perez Danielle Yu @ LA Models, Varsha Thapa @ Wilhelmina Models, Aida Artiles @ Blow Models and Alicia Medina @ Sight Management
In „Naked City“ stellt der spanische Fotograf Hector Perez sinnliche Körperformen menschlicher Silhouetten strenger Architektur entgegen. Es entstehen Aufnahmen, die intensive Dynamik mit minimalistischer Ästhetik kombinieren.
S Magazin:Deine Arbeit ist sehr strukturell, für das S Magazin kontrastiert du Architektur mit sehr anmutigen Akten. Was ist die Verbindung von Gebäuden und Akten?
Ich war schon immer von der Art begeistert, wie eine simple Linie unterschiedliche Ideen und Ausdrücke vermitteln kann. Die Silhouette und die Formen des menschlichen Körpers sind sinnlich und intim, während die Linien und Winkel der Architektur Kunst und Nützlichkeit vereinen. Unsere Körper weisen strukturelle Elemente der Natur auf, die bestimmten Zwecken dienen, und bei den Gebäuden, die wir erschaffen, verhält es sich ebenso – ich finde die Ähnlichkeit und den Kontrast zwischen den beiden faszinierend.
Welche Periode der Architektur ist für dich die reizvollste?
Ich war schon immer von der Schönheit und der Intensität der Gotik fasziniert und auch von Gaudís modernistischem Ansatz. Aber heutzutage ist ein Großteil meiner Arbeit von der reinen, minimalistischen Ästhetik der zeitgenössischen Architektur inspiriert.
Nach welchen Kriterien suchst du deine Models aus?
Das perfekte Model muss Emotionen zeigen. Ausdruck und Persönlichkeit sind nötig, um die Geschichte in meinen Bildern zu erzählen.
In deiner Arbeit finden sich starke Kontraste und auch eine gewisse Düsternis, meist in Schwarzweiß – dein Lieblingsansatz?
Ich habe schon immer einen filmischen Ansatz gehabt, mit dem Schwerpunkt auf dem Lichteffekt. Ich ziehe Schwarzweiß der Farbe nicht unbedingt vor, aber wenn es um Licht und Schatten geht, bietet Schwarzweiß meines Erachtens eine intensivere dramatische Qualität.
Du hast mit Eric Broms und Enrique Badulescu gearbeitet – haben sie dich beeinflusst und, wenn ja, wie?
Eric Broms und Enrique Badulescu, ja, aber ich hatte auch das Glück, mit Cesar Lucadamo und Stephan Ach zu arbeiten – sie alle haben meine Karriere geformt und mich gelehrt, meinen eigenen Ansatz und meine Ästhetik in der Fotografie zu formen.
Wann wusstest du, dass Fotografie der richtige Weg ist?
Es begann alles, nachdem ich ein Portrait meiner Mutter aufgenommen hatte. Sie mag das eigentlich nicht, aber dieses Bild gefiel ihr, und als ich ihren Ausdruck der Freude darüber sah, habe ich meine Leidenschaft entdeckt, von der ich vorher gar nichts wusste.
Welcher der Designer, mit denen du gearbeitet hast, war der einflussreichste?
Kostümbildner waren wohl die größten Impulsgeber. Ich habe die Tänzer von Pina Bausch fotografiert, eine meiner besten Arbeiten. Ich fand es toll, wie die Choreographie von den Farben und Stoffen der Kostüme unterstrichen und verstärkt wurde. In den Bildern ist eine Elektrizität, die man bei eher konventioneller Modefotografie kaum einfangen kann.
Hast du einen klassischen Ansatz zum Vorbild, ein Idol der Fotografie, einen Künstler oder eine bestimmte Epoche?
Ich bin tatsächlich von Vertretern einer klassischen Ästhetik angezogen, Peter Lindbergh und Richard Avedon etwa. Aber auch der Regisseur Wong Kar-Wai und der Maler Edward Hopper sind unter meinen Top Ten.
Hat dein kultureller Hintergrund deine visuelle Ästhetik beeinflusst?
Definitiv. Ich bin in Europa groß geworden, habe in Paris, London und Barcelona gelebt, alles Städte, die reich an Kunst und Geschichte sind. Jede hat mich auf unterschiedliche Weise beeinflusst: Paris mit seiner Eleganz, London mit seiner Underground-Szene, Barcelona mit seinen seltsamen Gebäuden.
Hast du zukünftige Ziele, die du verfolgen willst, einen Traum, den du verwirklichen willst?
Ich war immer schon an der forschenden Fotografie einer National Geographic interessiert. Dieser Mix aus Natur, Reise und Kunst in deren Bildern hat einen großen Einfluss auf den Betrachter, das finde ich interessant.
Hat die Popkultur einen Stil bei dir herausgebildet? Deinen Blick auf die Realität?
Ich bewundere gewisse Aspekte der Popkultur, fühle mich aber nicht versucht, ihr nachzueifern. Ich bin eher von meinen eigenen Visionen beeinflusst, schaffe meine eigene Realität. Emotionen und Momente mit einem filmischen Objektiv einzufangen ist eher mein Ansatz.
Du hast deine Persönlichkeit weitab vom Kommerziellen entwickelt – warum?
Die meiste kommerzielle Arbeit ist nicht sehr kreativ und hat normalerweise eine sehr spezifische Struktur. Es gibt Bilder, die die Grenzen des Kommerz ziemlich weit ausloten, aber da der Hauptaspekt immer das Produkt ist, hat man kaum künstlerische Freiheit. Ich selber bin eher an Bildern interessiert, die die Zeit überdauern. Mein Foto von heute sollte immer besser sein als das von gestern.