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Glances · Eolo Perfido 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Eolo Perfido

Eolo - Perfido - Portrait - 0007 - V2

© Eolo Perfido

Fotografie Eolo Perfido Kamera Leica SL2 mit Vario-Elmarit-SL 1:2.8–4/24–90 Asph., APO-Vario-Elmarit-SL 1:2.8–4/90–280 und APO-Summicron-SL 1:2/90 Asph.

Auf der Suche nach ausdrucksvollen Gesichtern hat der Fotograf über die Jahre nicht nur eine Reihe von Models und Schauspielern in sein Studio – übrigens eines der größten in ganz Italien – eingeladen, sondern auch Fremde. Seine Serie „Glances“ ist eine Hommage an das Format des Porträts, das für Eolo Perfido zentral in seiner Arbeit ist.

Hier spricht er darüber, wie er zur Porträtfotografie gefunden hat, welche Art von Menschen er besonders gern vor dem Objektiv hat und wie er das Beste aus seinem Gegenüber herausholt.


Was macht ein Porträt für dich aus?
Jedes Porträt ist eine Annäherung. Manche Porträtfotografen versuchen, durch ihre Fotos Ecken und Kanten, jedenfalls aber ihre aufrichtige Wahrnehmung auszudrücken. Sie wollen etwas wiedergeben, das der Wahrheit nahekommt. Andere wiederum sehen Porträtfotografie als eine Art Schauspielmethode, um Charaktere zu zeigen, die oft wenig mit der porträtierten Person zu tun haben.

Wie kommt es, dass die Porträtfotografie einer deiner Hauptarbeitsbereiche ist?
Wahrscheinlich durch die Geschichten, die ich immer im Kopf hatte, solche, die Menschen brauchen, um zu sich selbst zu finden. Ich bin von Natur aus schüchtern und musste quasi zum Überzeugungstäter werden, damit ich Porträts fotografieren kann. Das fotografische Territorium, dieser temporäre Ort, der während einer Fotosession entsteht, braucht jemanden, der in der Lage ist, die kleinsten Details durch Worte, einen tiefen Blick und die richtigen Momente der Stille zu kontrollieren.

Welche Art von Porträt magst du am meisten?
Ich liebe klassische Porträts in all ihren Formen. Ich achte sehr darauf, wie die Anatomie entlang des Bildrahmens verteilt ist, denn das ist sozusagen der Ort, der den Blick festhält. Jedes Mal, wenn ich ein Porträt zusammen mit meinem Subjekt aufbaue – denn wir dürfen nicht vergessen, dass ein Porträt aus der Interaktion von zwei Personen besteht –, achte ich auf viele Details. Die meiste Zeit verbringe ich damit, mein Subjekt bei der Suche nach einer Pose zu begleiten, die einen Blick, ein Gefühl oder einen poetischen Moment unterstützen kann. Der Körper ist die Wurzel der Betrachtung.

Was macht in deinen Augen einen guten Porträtfotografen aus?
Die besten sind jene Porträtisten, die jedes Porträt etwas anders machen, weil die Begegnung sie verwandelt. Weniger gut sind diejenigen, die immer das gleiche Porträt machen, unabhängig vom fotografierten Subjekt, auf der Suche nach einem Bild, das sie seit Jahren im Kopf haben.

Was sollte jemand mitbringen, um sich gut porträtieren zu lassen?
Schönheit, Anmut und Intelligenz. Die Fähigkeit, den Körper zu beherrschen, und den Wunsch, sich den Blicken hinzugeben.

Erzähl uns von deiner Herangehensweise an die Porträtierten.
Ich mag es, die Leute in meine Welten zu bringen, und um das zu tun, bitte ich sie, eine Figur zu spielen. Ich versuche, ihre schauspielerischen Fähigkeiten zu wecken oder zu entdecken. In diesem Sinne ist ihr Beitrag fundamental und sehr persönlich. Ein Porträt entsteht immer und auf jeden Fall zu zweit, und was dabei herauskommt, ist jedes Mal etwas Einzigartiges. Ich stelle mir meine Fotografie gern als einen Film vor, der in einem einzigen Bild synthetisiert wird.

Für deine Serie „Glances“, die wir hier zeigen, hast du italienische Prominente fotografiert. Wie kam es dazu?
Die Porträts dieser Serie sind eine Mischung aus Auftragsarbeiten und persönlichen Fotosessions der letzten Jahre. Es handelt sich um Schauspieler, Models und auch Fremde, die ich eingeladen habe, in meinem Studio zu posieren. Ich habe eine besondere Vorliebe für Schauspieler. Ihre Fähigkeit, sich einzubringen und unterschiedliche Haltungen einzunehmen, ist ein Schatz für einen Porträtisten.

Was schätzt du besonders an der Arbeit mit Schauspielern?
Die Fähigkeit, sich zu verwandeln. Es ist, wie Chamäleons zu porträtieren. Sie verändern sich je nach Kontext. Und in diesem Fall ist der Kontext der Fotograf und die Situation, die er aufgebaut hat. Man darf aber nicht denken, dass Schauspieler vor der Kamera niemals schüchtern sind. Einen Film zu drehen und für ein Foto zu posieren sind zwei sehr unterschiedliche Dinge, da sind unterschiedliche Emotionen im Spiel.

Mit wem hast du in puncto Make-up, Haare, Accessoires etc. zusammengearbeitet, und was schätzt du an deinem Team?
Wenn es möglich ist, arbeite ich immer mit denselben Profis zusammen, von denen mich einige schon seit über 20 Jahren begleiten. Ich möchte die Visagisten Domenico Sanna, Mauri Menga, Valeria Orlando, Elvira Toffoli, meine Studioleiterin Antonella Catanese und meine Mitarbeiter Fabio Timpanaro und Lorenzo Razzino sowie meine Studioassistentin Flavia Castorina erwähnen. Ohne ihre Hilfe, ihre Vision und Professionalität hätte ich nur weniger raffinierte Bilder machen können.

Was war dein Lieblingswerkzeug, kameratechnisch gesehen?
Ich besitze mehrere Leica-Kamerasysteme, SL, Q2, M10 und CL. Ich habe die Leica SL2 für meine Studioarbeit aus mehreren Gründen auserkoren. Der erste ist die Zuverlässigkeit. Ich bin noch nie von einer Leica im Stich gelassen worden. Für einen Fotografen, der oft nur einmalige Gelegenheiten hat, um Prominente zu fotografieren, ist die Zuverlässigkeit der Kamera unter allen Bedingungen eine Grundvoraussetzung. Bei der SL2 liebe ich das Rendering der Dateien. Ich weiß nicht, ob es an den Objektiven mit ihrer Dreidimensionalität oder am Sensor liegt, aber die Bilder, die ich herausbekomme, sind immer wunderbar. Das ist schwer zu erklären, aber es hat mit dem Volumen, der Farbdynamik und dem Verhalten bei hohen ISO-Werten zu tun.

Deine Bilder haben einen filmischen Look, dein Einsatz von Licht ist außergewöhnlich. Was bedeutet Licht für dich?
Wenn das Motiv das Rohmaterial ist, mit dem der Fotograf die Porträts konstruiert, ist das Licht die Tinte, mit der die Fotos geschrieben werden. Ich bin ein Werbefotograf, also musste ich lernen, mit den komplexesten Lichtsetzungen zu fotografieren.

Wie setzt du das Licht am liebsten ein?
Bei meinen Porträts bevorzuge ich allerdings die Vereinfachung. Wie die großen Meister der Fotografie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts liebe ich es, mit einem einzigen Lichtpunkt zu arbeiten, der sowohl Umgebungslicht als auch Kunstlicht sein kann. Im Allgemeinen mag ich Studiobeleuchtung, weil ich so die Veränderungen des Lichts auf dem Gesicht meiner Subjekte in Echtzeit sehen kann, und ich kann die Richtung und Intensität sehr flüssig modulieren, was viel zur filmischen Dynamik meiner Porträts beiträgt.

Wie möchtest du, dass deine Bilder wahrgenommen werden? Was ist der Zweck deiner Fotografie?
Fotografie ist eine Konversation. Jede Person wird etwas anderes darin sehen. In diesem Fluss von Visionen positioniert sich der Fotograf als privilegierter Gesprächspartner. Ich bin nicht auf der Suche nach einer eindeutigen Darstellung, sondern ich sehe meine Bilder gern als Grundlage sehr unterschiedlicher Erzählungen, je nach Betrachter.