„Jana aka Edisonga kann so richtig durchatmen, wenn man sie freilässt. In „Fields“ folgt sie ihrem nostalgischen Instinkt und versucht, eine emotionale Beziehung zwischen den Protagonisten, Betrachtern, Landschaften und sich selbst zu erreichen.
Als Fotografin arbeitest du unter dem Pseudonym Edisonga. Wie ist es entstanden, und warum benutzt es?
Angefangen hat es mit der Idee, eine künstlerische Existenz in ständiger Kooperation mit einem, eventuell sogar mehreren Arbeitspartnern zu führen. Für diese Gruppe wollte ich dann ein Pseudonym einführen. Dabei habe ich mich an einen sehr prägenden ersten Arbeitstrip nach Uruguay erinnert, auf dem ich einen inzwischen guten Freund kennengelernt habe, der mir nachts auf einer Autofahrt über Sandpisten ohne Laternen, dafür inmitten Tausender Glühwürmchen erzählt hat, dass er einer der letzten Nachkommen der Charrua-Indianer und Edisonga sein alter Spitzname sei. Ihm zu Ehren und als Andenken an diese schöne Begegnung …
Du fotografierst hauptberuflich seit 2015. Was hast du vorher gemacht, und wie kam es zu dieser Entscheidung?
Die Entscheidung für die Fotografie als Berufung fiel schon etwa 15 Jahre zuvor. Damals habe ich ein Kunststudium mit dem Schwerpunkt Fotografie begonnen und auch ziemlich lange fortgesetzt. Währenddessen und danach habe ich mich beruflich lange auf Abwege begeben und meine Miete erst als Make-up-Künstlerin und dann lange als Stylistin verdient. Ich mochte es damals, frei von finanziellem Druck meine Bildsprache zu entwickeln, aber irgendwann führte kein Weg mehr daran vorbei, dass ich mich vollständig der Fotografie widme.
Dein Stil wirkt nicht kommerziell. Hast du denn freie Hand, wenn du für Kunden fotografierst?
Im Laufe meines langsamen Annäherungsprozesses an die kommerzielle Fotografie konnte ich natürlich über etliche Jahre und viele ganz unterschiedliche Jobs in aller Ruhe ein Bild und eine Haltung zum Fotografieren für Kunden entwickeln. Ich habe dabei herausgefunden, dass es für mich eine sehr positive und konstruktive Herausforderung darstellt, in gewissen vorgegebenen Koordinaten und unter teils fremdbestimmten Bedingungen eine kreative und kraftvolle Arbeit abzuliefern. Meine freien Projekte sind zum „Atmen“ für mich unheimlich wichtig. Aber es macht schon meistens sehr großen Spaß, dafür engagiert zu werden, im Team mit anderen zu sein und deren Visionen sichtbar zu machen.
Wie würdest du selbst deinen Stil beschreiben, und was für eine Art von Modefotografie ist das?
Ich fühle mich auf einem ständigen Pfad der Annäherung an das Thema Modefotografie. Die reine Simplifizierung auf Klamotte und Pose ist irgendwie zu wenig, wenngleich mitunter auch eine große Kunst. Ich kann mich nicht von der Person distanzieren, die die Mode trägt. Ich bin immer wieder tief berührt von den Menschen vor meiner Kamera und häufig ganz besonders, wenn ich ihnen ein paar Stunden oder Tage mit dem Blick durch die Kamera folge. Diese Berührung ist, was mich am meisten inspiriert. Da trenne ich Mode kaum von Porträt oder sogar Werbung.
Für das S Magazin hast du „Fields“ fotografiert. Worum geht es in dieser Story?
Um eben dieses Berührtsein. Ich habe versucht, die romantische Sehnsucht nach diesem Gefühl zwischen den Protagonisten, zwischen ihnen und mir, zwischen ihnen und den Betrachtern der Bilder sowie zwischen ihnen und der Landschaft spürbar zu machen.
Arbeitest du lieber ‘on location’, etwa in der Natur wie bei „Fields“, oder lieber im Studio?
Viele Ideen entstehen im Kontext mit landschaftlicher oder räumlicher Inspiration. Ich mag es sehr, wenn Menschen, Landschaft und Dinge zueinander in Bezug treten. Außerdem arbeite ich gern mit vorhandenem Licht oder verwende Effekte, die mit dem Tageslicht spielen. All das lässt sich aber auf andere Art auch im Studio herstellen und entwickelt dabei wieder einen ganz eigenen Charme. Deshalb kann ich mich da gar nicht so richtig festlegen.
Was kannst über dich als Video-Macherin sagen?
Ich arbeite ja auch in meinen „stehenden“ Bildern oft sehr szenisch oder halte den Bruchteil einer eigentlich fließenden Bewegung fest. Diese Bewegung im Video vollständig zu erzählen ist natürlich irgendwann eine logische Konsequenz gewesen. Bislang habe ich ähnlich wie in meiner Fotografie sehr fließend, indirekt und moody gearbeitet, doch bin ich natürlich auch ein großer Fan von guten Geschichtenerzählern und hätte große Lust, bald einen ersten Kurzfilm zu versuchen.
Du hast die Mittelformatkamera S von Leica verwendet. Was gefällt dir an dieser Kamera?
Ich mag sehr, wie die S in der Hand liegt. Nicht zu leicht und nicht zu schwer. Der Autofokus reagiert auf meine häufig sehr bewegte Art zu fotografieren super smooth und schnell – braucht aber schon gute Lichtverhältnisse, um sein Können voll unter Beweis zu stellen. Sind die gegeben, zaubern die tollen Optiken zusammen mit der Kamera ausgesprochen schöne Bilder, die weich und crisp zugleich und manchmal auch sehr malerisch sind.
Was ist dein nächstes Projekt?
Gerade vor ein paar Tagen war ich sehr inspiriert durch eine Doku über Jean-Michel Basquiat. Ich habe ja schon in mehreren älteren Arbeiten Malerei und Fotografie in Verbindung gebracht. Das würde ich gern in einem der nächsten Projekte wieder neu und anders tun…