INTERVIEW
Takahito Sasaki
Takahito Sasaki Marina German Jennifer Avins Jonathan De Francesco Jennifer Mika Evangeline Endres @ Wilhelmina, Clarice Vitkauskas @ Next Leica S mit Summarit-S 1:2,5/35mm Asph., Summarit-S 1:2,5/70mm Asph., Apo-Macro-Summarit-S 1:2,5/120mm Asph.
Mit „Fiction“ schuf Takahito Sasaki eine Serie, die minimalistische Abstraktion in einer spielerischen Interaktion zwischen Kontrasten und Kontinuität auslotet. Weite Hochformate in Kombination mit Styling von Marina German fangen eine erzählerische Atmosphäre in cinematographischem Flair ein.
S Magazin: Du wurdest in Japan geboren und bist dort aufgewachsen. Nach deinem Modedesignstudium arbeitest du als Modejournalist. Wie und warum gingst du in die Fotografie?
Takahito Sasaki: Ich studierte Modedesign, weil ich kreativ sein wollte und weil ich Mode sehr mochte. Während des Studiums war ich gedanklich sehr eingeschränkt, und der einzige Weg, etwas zu kreieren, schien mir der, Designer zu werden – bis ich herausfand, dass das nichts für mich war. In meiner Zeit als Modejournalist traf ich viele kreative Köpfe aus der Industrie, und mir eröffneten sich sehr viele andere Möglichkeiten zur Kreativität.
Obwohl ich mit dokumentarischem Fotografieren begann, hatte ich den Wunsch, darüber hinaus noch mehr in anderen Bereichen zu arbeiten. Ich war seit früher Jugend von der Fotografie angetan, die Visuals fand ich immer schon spannend.
Du arbeitest nun in London. Hat dieser Umzug deine Arbeit beeinflusst und verändert?
Mein Lebensmittelpunkt ist mir sehr wichtig. Ich lasse mich von allem inspirieren. Ich komme aus Hiroshima, dann ging ich nach Tokyo und jetzt eben nach London. Ich spüre die Unterschiede in den Kulturen und Lifestyles überall, natürlich werde ich von dem Ort beeinflusst, an dem ich gerade bin.
Könntest du deinen Stil definieren?
Ich sehe mit meinen Fotos in den Raum zwischen dem Realen und dem Surrealem. Ich bin ein Beobachter. Ich interessiere mich für die Situation, wie sie den Beobachter beeinflusst – das ist für mich stilprägend.
Welche Elemente würdest du als besonders wichtig erachten, um eine gute Magazinstrecke zu fotografieren? Sind große Strecken komplizierter als kürzere?
Für jede Story ist das Anfangskonzept ebenso wichtig wie die Spontaneität am Set – vielleicht passiert etwas völlig Ungeplantes, Magisches, dem möchte ich dann Raum geben.
Bei längeren Serien kann das Konzept umgesetzt werden, wenn die Story sich zusammenfügt. Man muss nicht jedes Detail in jedes Bild packen, so werden die einzelnen Aufnahmen womöglich weicher oder haben eine höhere Bandbreite. Das ist das Wertvolle in der Fotografie: Man kann die Dinge softer ausdrücken als nur mit Worten.
Worum geht es in „Fiction“? Was möchtest du damit ausdrücken?
Die Strecke ist eine Erzählung, sie beschreibt etwas Irreales auf sehr realistische Weise. Fiktion unterscheidet sich von Fantasie, man macht den Betrachter glauben, dass da etwas anderes ist. Ich wollte eine minimale Abstraktheit erforschen, ein Spiel zwischen Kontrast und Kontinuität, mit den Models und den Blumen dieselben Emotionen auslösen.
Du hast ein spezielles, fast einzigartiges Bildformat gewählt. Welche Idee steckt dahinter?
Ich stellte mir die Story in einem großen Format vor und behielt das während der Produktion im Kopf. Das Format ist ein wichtiger Teil des Bildes, und da sich die Art der Präsentation von Fotografie verändert hat, gilt das für mich auch für das Format.
Wie unterscheidet sich die Arbeit mit der Leica S von der mit anderen Systemen?
Ich mag die Farbigkeit, die man mit der Leica S ausloten kann. Egal ob mit Kunstlicht oder Tageslicht, die Farben kommen wirklich sehr schön. Ich passe das Licht immer den Systemen an, und mit der Leica S konnte ich Bilder schießen, die auf anderen Systemen nicht möglich gewesen wären. Ich glaube sogar, dass so eine ganz neue Art von Bildern entstehen kann, und das ist sehr aufregend!
Was sind deine Ziele in der Fotografie? Wohin soll es als Nächstes gehen?
Ich will mich auf Serien einlassen, die sich über lange Perioden entwickeln, vielleicht sogar unabhängig von Mode – aber ich will mit meinen Bildern gewissermaßen soft kommunizieren. Fotografie ist für mich ein sehr persönlicher Akt, gleichzeitig will ich den Betrachter nicht einengen, sondern Raum für Imagination lassen.