Digitale FeaturesFace GameMichael Donovan
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Face Game · Michael Donovan 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Michael Donovan

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FOTOGRAFIE Michael Donovan $captionPORIDUKTION$ Taylor Vranish STYLING Raga Closet MAKE-UP Yuki Hayashi @ Streeters, Raisa Flowers @ Kreative Kommune, Miraim Robstad @ Bryan Bantry MODELS Gabrielle Richardson @ Muse Models, Apple Drysdale und Milena Garbo @ Silent Models KAMERA Leica SL mit Vario-Elmarit-SL 1:2.8-4/24-90 ASPH.

In „Face Game“ spielt Michael Donovan mit satirischen Elementen und exponiert dabei gesellschaftliche Disonanzen auf eine ganz eigene unkonventionell-provokative Art, die charakteristisch für seine Fotografie ist.

Deine Fotografie wirkt oft unkonventionell, provokativ, subversiv und sexuell aufgeladen. Rankins „Hunger Magazine“ nennt sie „anarchist glamour“. Wie siehst du das? Hast du schon immer so gearbeitet? Und wo wird es enden?
Dieser Stil hat sich relativ schnell in meiner Arbeit etabliert. Bevor ich mich hauptberuflich der Fotografie zuwandte, war ich für kurze Zeit Kabarettist. Kulturelle und soziale Kritik waren also eigentlich immer schon ein Teil meines Denkprozesses. Dieses satirische Comedy-Element setze ich nun auch in meiner Fotografie ein, denn Bilder lassen sich schneller und nachhaltiger verbreiten als ein Liveauftritt. Es liegt mir einfach im Blut, die Seltsamkeiten unserer Gesellschaft aufzuzeigen, und manche Leute empfinden das als anarchistisches Verhalten. Für mich ist die in unserer Kultur vorherrschende Auffassung von Glamour sehr eigenartig. Wo das Ganze hinführen wird, kann ich noch nicht wirklich sagen – das wird sich erst zeigen!

Was sind die Themen, die dich umtreiben, und was möchtest du mit deiner Fotografie vermitteln?
Meine Hauptthemen sind die zwei essenziellen Eckpunkte des Lebens: Sex und Tod. Das sind die zwei absolut unausweichlichen Aspekte unseres Daseins, die niemand umgehen kann. Für mich stellen sie die grundsätzlichen Ursachen sowohl der Angst als auch der Inspiration dar. Ich denke zwar nicht bewusst daran, wenn ich fotografiere oder ein Konzept erarbeite, aber ich habe stets eine Vorliebe dafür, Hell und Dunkel auf ungewöhnliche Weise in Gleichklang zu bringen. Dadurch vermitteln viele meiner Bilder eine emotionale Tiefgründigkeit, und ich hoffe, dass dies den Betrachter vielleicht dazu inspiriert, mehr Aufmerksamkeit auf das Yin und Yang im eigenen Leben zu richten.
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bold:Ist das, was wir sehen, konzipiert, oder überwiegen der Zufall und die Spontaneität?$
Ein Teil meiner Arbeit besteht aus hauptsächlich spontanen Bildern mit vereinzelten inszenierten Elementen – der andere aus eher konzeptuellen Kompositionen, die aber dennoch auf Spontaneität beruhen. Im Grunde genommen bin ich daran interessiert, wie Menschen auf ihr Leben reagieren, und es ist ein Privileg, dies in fotografischer Form zu dokumentieren. Es ist unmöglich, die Bilder einem rein konzeptionellen oder rein spontanen Ursprung zuzuordnen – die Grenzen sind zu verschwommen.

Deine Fotografie wurde mit Chris von Wangenheims Werk aus den 70ern verglichen. Findest du diese Gegenüberstellung zutreffend?
Das trifft auf alle Fälle auf einen Teil meiner Arbeit zu. Ehrlich gesagt war ich mit seinen Bildern nicht vertraut, bis ich von diesem Vergleich erfuhr und sein Werk daraufhin recherchierte. Neben Wangenheim bin ich auch mit Newton, Steven Klein, Bourdin und einer Reihe anderer Fotografen verglichen worden, die gern Tragödie und Glamour in einfachen Bildern vereinten. Allerdings habe ich mich von deren Stilsymbolen, wie zum Beispiel rotem Lippenstift, perfektem Haar et cetera, mittlerweile wegbewegt, um Glamour und Tragödie nun auf meine eigene Weise neu zu definieren.

Für das S Magazin hast du unter dem Titel „Face Game“ eine Serie von Beauty-Porträts fotografiert. Worum geht es in dieser Strecke?Die Serie widmet sich Leuten, die sich zwischen dem Internet und der Jugendszene in New York City bewegen; das ist eine Welt, die mir vollkommen fremd war, und ich wollte zu jedem von ihnen eine Verbindung aufbauen, um herauszufinden, wie sie die Welt sehen. Die Fotos waren fast wie ein Vorwand, der es mir ermöglichte, ihnen Fragen zu stellen, während sie im Make-up-Stuhl saßen. Ich lernte viel darüber, wie sie ihr Umfeld, ihre Kultur und das Leben in einer gemischten Gesellschaft wahrnehmen. Die resultierenden Bilder sind eine Art Tanz zwischen der Welt, wie sie sie sehen, und der Welt, die ihnen aufgezwungen wurde.

Der Beauty-Effekt dieser Strecke ist sicherlich nicht nur dem aufwendigen Make-up geschuldet. Welche anderen Aspekte, wie etwa die Bewegung, spielen hier eine Rolle?
Bewegung, Ausdruck und Emotion sind wichtige Elemente meiner Arbeit. Ich möchte, dass meine Models und Protagonisten etwas Neues in sich selbst entdecken und sich durch diese Erfahrung innerlich weiterentwickeln. Und dieses brandneue Element einzufangen ist genau das, was mich besonders fasziniert.

Obwohl auf den Fotos fast ausschließlich Gesichter zu sehen sind, herrscht dort eine unglaubliche Dynamik und Ausdrucksstärke. Kannst du dazu ein paar Gedanken mit uns teilen?
Ich finde, unsere Welt braucht mehr Darstellungen von Expressionen und Emotionen, auch wenn die Porträtierten stark geschminkt sind. Wenn sich Leute in der fernen Zukunft Fotos von unserer Generation ansehen, würde ich mir wünschen, dass sie sehen, dass unsere Bandbreite von Empfindungen weitreichender war als nur fröhlich – traurig – gelangweilt. Lasst uns ihnen doch zeigen, dass die Leute unserer Zeit auch verworrene und abwegige Gedanken hatten.

Du hast die Strecke mit der Leica SL fotografiert, obwohl dir auch die S zur Verfügung stand. Was sprach denn für dieses Modell?
Da gab es mehrere Gründe. Mir ist es wichtig, mich während des Fotografierens uneingeschränkt bewegen zu können – für manche Bilder rolle ich sprichwörtlich am Boden herum. Die SL gab mir diese Bewegungsfreiheit. Meine Sehkraft ist nicht perfekt, darum fand ich den AF sehr hilfreich. Und immer wenn ich ausschließlich mit Umgebungslicht arbeitete, wusste ich die Leistungsfähigkeit der Kamera in schwachen Lichtverhältnissen zu schätzen. Außerdem liebe ich die Robustheit der Kamera beim Fotografieren im Freien – das verleiht mir ein Gefühl der Sicherheit.