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Colour Explosion · Arved Colvin-Smith 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Arved Colvin-Smith

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© Shaun Bransgrove

FOTOGRAFIE Arved Colvin-Smith MAKE-UP Linda Öhrstrom HAARE Keiichiro Hirano MANIKÜRE Amy Atkins STYLING Cynthia Lawrence-John DIGITAL IMAGING Suzanne Tak FOTOASSISTENZ Andreas Huber SET & PROP DESIGN Beatrice Schuell MODELS Ellen @ IMG, Sienna @ Established, Monet @ Models 1, Rasika @ Established, Mila @ IMG und Ella @ TESS KOSMETIKA Alle von MAC KAMERA Leica S (Typ 007) mit APO-Summarit-S-S 1:2,5/120mm (CS) und APO-Elmar-S 1:3,5/180mm (CS)

In seiner Kreativ-Story „Colour Explosion“ dienten Arved Colvin-Smith makellose Gesichter als Leinwände, um beeindruckende Farb- und Formexperimente der Make-up-Künstlerin Linda Öhrström ins rechte Licht zu setzen.

Wie bist du Modefotograf geworden? Was war der Antrieb?
Solange ich mich erinnern kann, war ich von der Fotografie fasziniert. Als Kind verbrachte ich viele Stunden mit dem Betrachten von Bildern in Büchern und Magazinen. Als ich älter wurde, experimentierte ich in der Dunkelkammer der Schule – das entwickelte sich schnell zu einer Leidenschaft. Obwohl ich Fortschritte machte, entschied ich mich zunächst für ein Modestudium, und ich verbrachte ein wunderbares, erleuchtendes Jahr damit zu nähen – einfach alles zu erfahren und um die Stoffe herum zu erkunden. Zu einem bestimmten Zeitpunkt schlug man mir vor, andere Wege im Fashion-Business zu beschreiten, und ich war offen für diese Idee. Etwa zur gleichen Zeit gab es in London zwei große Retrospektiven von Helmut Newton und von Guy Bourdin, die mich in die richtige Richtung lenkten.

Du fotografierst Fashion und Beauty. Welches der beiden Genres reizt dich mehr? Wo siehst du die größere kreative Herausforderung?
Ich liebe es, Menschen zu fotografieren, und beide Genres erlauben dies. Die Herangehensweise ist ähnlich, Beauty vielleicht etwas technischer, aber auch das variiert von Projekt zu Projekt.

Deine Beauty-Strecken sind oft eher extreme Close-ups. Warum?
Wenn der Make-up-Künstler etwas Faszinierendes und Schönes schafft, will ich gern nahe ran. Ich fotografiere jeden Look auf verschiedene Weisen, tendiere aber naturgemäß zum Close-up; manchmal erst bei der Nachbearbeitung, wenn ich alle Möglichkeiten auslote. Vielleicht gibt es ja eine psychologische Erklärung dafür, wer weiß!

Für das S Magazin hast du mit der schwedischen Make-up-Künstlerin Linda Öhrström gearbeitet. Was war das Besondere an der Zusammenarbeit, und weshalb hast du gerade sie ausgewählt?
Ich arbeite viel mit Linda, sie ist eine große Kreativkraft. Wir ergänzen uns brillant und pushen unsere Ideen so lange, bis alle Optionen ausgelotet sind. Oft sind die letzten Aufnahmen ein Resultat dieser Experimente; es ist sehr befreiend, so zu arbeiten. Als ich den Ruf des S Magazins für eine Beautystrecke erhielt, wusste ich, mit wem ich arbeiten würde.

Gab es ein Konzept hinter „Colour Explosion“?
Als ich über das Projekt nachsann, kam ich um die Seitenanzahl nicht herum – oft haben Beauty-Serien nur drei bis sechs Seiten. Ich führte also eine Folge von Castings durch, die mir Experimentierraum gaben, aber einem Grundgedanken unterzuordnen sind. Dieses freizügige Briefing war und ist sehr ungewöhnlich, was ich nach Kräften nutzte. Ich war sehr aufgeregt vor dem Job und bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Ich möchte ausdrücklich Cynthia, die Stylistin, Keiichiro, der für die Haare verantwortlich war, und Amy, die die Nägel betreut hat, für ihre hervorragenden Leistungen würdigen – sie kamen mit großer Vorstellungskraft und unbändiger Energie an Bord –, aber auch die wundervollen Models, die ihr Glück kaum fassen konnten, im Namen der Kunst mit allem Möglichen geschmückt zu werden.

Wie wählst du deine Modelle für Beauty-Strecken? Gibt es besondere Kriterien, die erfüllt sein müssen?
Casting ist bei jedem Projekt Trumpf. Beauty fängt manchmal recht klinisch an: Ich beginne mit der Idee, dann überlege ich, wie ich das Licht setzen will. Anschließend suche ich nach den Gesichtszügen, die passen – der Schnitt der Lippen, des Gesichtes, der Augen, der Hautton, die Haare und die Augenfarbe, all dies fließt in die Betrachtung mit ein. Da das Briefing so offen war, wollte ich die Models eng in die kreativen Ideen einbinden. Sie sollten Teil des Prozesses sein. Ich habe bei Tagesanbruch viel Wert auf Erklärungen gelegt, die einzelnen Bezüge zum Thema erläutert, und es war sehr schön zu sehen, wie enthusiastisch und glücklich sie mit ihren Rollen waren.

Bevorzugst du für deine Arbeit das Vollformat oder das Großformat? Wo siehst du Unterschiede in der Bildwirkung?
Ich nutze beide Formate extensiv, habe keinen wirklichen Favoriten, die Vorteile überwiegen je nach Situation mal hier und mal dort – ich wähle immer das am besten zum Projekt passende. Man übersieht manchmal den Effekt einer Kamera auf das Sujet, auch darin verbirgt sich eine eigene Psychologie. Man kann mit der Kamera eine Stimmung erzeugen. Eine 35-mm-Kamera kann in deiner Hand sehr intim und entspannt sein, während eine Großformatkamera auf einem Stativ, angeschlossen an einen Computer und einen Bildschirm, sehr viel formeller und womöglich auch einschüchternder ist.

Viele Kameras liefern mittlerweile eine ziemliche digitale Schärfe. Inwieweit ist das ein Problem für dich? Und wie gehst du damit um?
Darüber denke ich, ehrlich gesagt, nicht oft nach. Ich fotografiere alles ziemlich scharf, so mag ich es. Manchmal nehme ich eine Körnung vor, um Struktur zu erhalten, das macht das Bild weicher. Neuerdings spiele ich im Studio mit höheren ISO-Werten, auch dort macht das erhöhte Rauschen das Bild weicher, obwohl das nicht meine Grundmotivation ist.

Welche Anforderungen stellst du für Beauty-Fotografie an die Objektive. Welche Eigenschaften müssen sie haben?
Großartige Makroobjektive sind überaus wichtig. Ich fokussiere ja bei Beauty mit der Hand, und das Licht kommt häufig stumpf rüber; deswegen sind schnelle und lichtempfindliche Objektive der Schlüssel, um einen guten und konsistenten Fokus zu erzielen.

Welche Rolle spielt bei dir die Postproduktion? Wie nah ist die Aufnahme schon am Endergebnis?
Die Postproduktion ist mir sehr wichtig. Allerdungs unterscheidet sich das publizierte Bild nur selten allzu stark vom Original; ich versuche, den Look in der Kamera und mithilfe der Lichtführung zu erzeugen. Ich setze die Kurven und Level in der Bildbearbeitungssoftware, und das ist dann das Maß für das Endprodukt. Vieles, was ich möchte, gibt die Kamera nicht her, also muss es nach dem Shooting passieren – aber es ist großartig, dass die Kreativität nicht endet, wenn die Bilder im Kasten sind!