In einem maskulinen Dialog zwischen Fashion und Architektur transformiert Christoph Musiol dreidimensionale Räume in zweidimensionale Kompositionen. Stylist Bodo Ernle schuf mit Labeln wie Brioni, Dolce&Gabbana, Louis Vuitton, und Ermenegildo Zegna den modischen Gegenpol.
S Magazin: Du hast ursprünglich Kunst studiert. Weshalb bist du auf die Fotografie umgestiegen?
Christoph Musiol: Irgendwann hat mich das Dasein als Künstler und das Kunst-Machen als solches nicht mehr interessiert, und ich habe die Modefotografie für mich entdeckt, die für mich viel lebendiger, frischer und innovativer war. Ich fand es auch spannend, mit anderen Kreativen gemeinsam im Team Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
Du fotografierst schon seit ungefähr 15 Jahren. Was hat sich in dieser Zeit für dich als Modefotografen geändert?
Natürlich hat sich alles mit der digitalen Fotografie verändert. Die Produktion ist viel schneller und preisgünstiger geworden, die Styles wechseln sich schneller ab, es wird mehr experimentiert, mehr produziert und mittels digitaler Medien viel mehr Menschen zugänglich gemacht. Die Freiheiten und Möglichkeiten haben sich vervielfacht, gleichzeitig ist es aber schwieriger geworden, sich von der Masse der Fotografen abzusetzen.
Findest du, dass sich Modefotografen in Deutschland kreativ besser verwirklichen können als zum Beispiel in Frankreich?
Ich denke, jedes Land hat seine eigenen kulturellen Besonderheiten, die man gar nicht so miteinander vergleichen kann. Der Zugang zur Mode in Deutschland ist ein ganz anderer als der in Frankreich und somit auch der Zugang zur Modefotografie. Aber ich glaube in der Tat, dass sich die Modefotografen in Deutschland besser entwickeln können, da hier die Strukturen nicht so festgefahren sind und man innovativer sein kann.
Du sagst, du hast im Laufe der Zeit festgestellt, dass du besser mit männlichen Modellen zurechtkommst als mit weiblichen. Was ist denn da der Unterschied?
Die Sache ist einfach die, dass man, wenn man eine Geschichte mit Modellen inszenieren will, sich in die verschiedenen Charaktere hineinversetzten muss, sie verstehen muss. Und da ich ein Mann bin, kann ich das einfacher mit männlichen Modellen. Im Grunde verstehe ich Frauen mit ihren Wünschen und Sehnsüchten gar nicht …
Was hast du für das S Magazin fotografiert? Kannst du beschreiben, was du da inhaltlich gemacht hast?
Ich habe versucht, Mode- und Architekturfotografie so zu verbinden, dass sie eine Einheit ergeben und sich gegenseitig aufladen – wobei das männliche Modell immer noch den Hauptfokus darstellt.
Du verwendest oft grafische beziehungsweise architektonische Elemente? Woher kommt das?
Ich habe eine große Liebe zur Architektur und ein sehr grafisches Auge. Und ich kann sehr gut dreidimensionale Räume in zweidimensionale Kompositionen umsetzen.
Wie würdest du deinen fotografischen Stil beschreiben?
Oh, das ist schwierig, da ich mich nicht selbst von außen betrachten und beurteilen kann, aber ich versuche, den Personen in meiner Modefotografie Charakter und Authentizität zu geben – das Ganze gepaart mit einer sehr direkten und unprätentiösen Herangehensweise an die Fotografie.
Wie setzt du die Ideen oder das Konzept deiner Shootings um? Bist du da quasi Regisseur? Funktioniert es mit immer unterschiedlichen Leuten im Team, oder arbeitest du eher mit festen, vertrauten Mitarbeitern?
Im Grunde erarbeite ich die Ideen mit meinem Redakteur oder Stylisten. Danach werden das passende Styling, die Location und die Modelle gesucht. Beim Shooting selbst bin ich natürlich der Regisseur, tausche mich aber immer mit meinem Team aus. Ich arbeite meistens mit Künstlern zusammen, die schon kenne, bin aber auch neugierig auf neue Talente.
Was würdest du unbedingt gern einmal fotografisch umsetzen?
Da gibt es eine Menge Ideen! Modegeschichten in toller Architektur in tollen Gegenden – vielleicht mal eine Männermode-Story im Regierungsviertel in Brasília mit den Bauten von Oscar Niemeyer als Location?