INTERVIEW
Christian Rinke
Christian Rinke Fernando Torres Shukeel Murtaza Anastasia Borovik Harriet @ Elite London Leica SL mit Vario-Elmarit-SL 1:2,8–4/24–90 mm Asph.
Christian Rinke bespielt das Thema Beauty einmal anders. „After“ zeigt was von ihr nach einer wilden Party-Nacht übrig bleibt. Für die passenden Looks sorgte Stylist Ferrnando Torres unter anderem mit Top Marken wie House of Holland, Topshop Unique, Burberry Brit, Ashish.
S Magazin: Du bist deutscher und peruanischer Herkunft und kennst die beiden Länder sehr gut. Inwiefern beeinflussen diese unterschiedlichen Kulturen deine Fotografie?
Christian Rinke: Das ist eine sehr gute Frage, doch obwohl sie mir sehr oft gestellt wird, kann ich das nicht so genau beschreiben. Ich bin, glaube ich, phasenweise von je einer Kultur geprägt, aber eben auch manchmal gleichzeitig von beiden – es hat mit Instinkt zu tun und damit, wie ich Situationen begegne. Manchmal bin gut organisiert oder aber ich verbringe zu viel Zeit mit einer einzigen Sache. Manchmal bin ich zu temperamentvoll und agiere zu schnell. Am besten klappt es meistens, wenn sich beide Pole im Gleichgewicht befinden.
Wie bist du dann zur Modefotografie gekommen? Du hast doch zunächst eher dokumentarisch gearbeitet?
Ich habe eine Ausbildung in einen damals gut angesehen Werbe-Foto-Studio in Hamburg absolviert. Ich habe sehr viel Zeit gebraucht, um mir die ganze Steifheit, die Zugeknöpftheit, die mir in Bezug auf Fotografie beigebracht wurde, zu vergessen. Um meine Dokumentar-Projekte zu finanzieren, habe ich dann bei mehreren Still-Life- und Modefotografen assistiert. Still war nicht mein Ding, in Bezug auf Mode bin irgendwann einfach auf den Geschmack gekommen.
Wie würdest du dein fotografischen Stil beschreiben?
Ich versuche immer so “real” wie möglich zu bleiben. Ich experimentiere sehr gerne mit verschiedenen Sachen – und perfekte Schönheit interessiert mich überhaupt nicht. Das spiegelt sich in meinen Castings wider, aber auch in den Geschichten und Themen, die ich fotografiere. Vielfalt und „realness“ sind ein wichtiger Bestandteil meiner Modefotografie.
In der Porträt-Beauty-Story „After“ fotografierst du durch Folien. Was wolltest Du damit bezwecken?
Wir haben in einen sehr kleinen Studio in East London geshootet und wollten eigentlich mit Neon arbeiten. Leider waren die Mittel ziemlich übersichtlich… Also fingen wir an herumzuspielen, ich und Fernando, ein Stylist und Art-Direktor, mit dem ich häufig in London arbeite. Wir wollten es etwas heruntergekommen aussehen lassen, um ein wenig mehr Charakter zu erzeugen. Die Folien haben hierfür sehr gut funktioniert, gerade weil sie zerkratzt und halb kaputt waren.
Welche Rolle spielt Farbe in deiner Fotografie?
Ich denke, da spielen meine peruanischen Gene eine Rolle, meine Anden-Erfahrungen: Farbe ist wichtig für mich. Es muss nicht unbedingt bunt sein, sondern eher meiner Wahrnehmung entsprechen – meine Farben werden oft gelobt.
Wonach entscheidest du, ob du on location oder im Studio arbeitest?
Das hängt von den Möglichkeiten ab. Im Vordergrund steht immer, was am besten für das Bild ist. Eine Sache ist klar: Egal ob im Studio oder draußen, Tageslicht ist mir am liebsten.
Wie viele kreative Freiräume kannst du dir bei Kundenaufträgen bewahren? Wie gehst du damit um?
Manche Kunden wollen, dass ich kreativ bin, manche haben rigide Vorstellungen, die eventuell anders als meine ebenso rigiden Vorstellungen sind. Im letzteren Fall gehe ich einen Kompromiss ein und versuche, sowohl meinem Kunden als auch meinem persönlichen Anspruch gerecht zu werden, um zufrieden aus dem Shoot zu gehen.