Nobuyoshi Araki in London

20.10.2016

Shino, 2002 © Nobuyoshi Araki, courtesy of Hamiltons Gallery

Hamiltons Gallery, London, zeigt eine Einzelausstellung von Nobuyoshi Araki, einem der bekanntesten Fotografen Japans - und dem vielleicht umstrittensten. Er gelangte zu Weltruhm für sein umfassendes Werk und das erotische Timbre seiner Fotografien, die an der Grenze zwischen Kunst und Pornografie stehen: Internationale Bekanntheit gewann er durch seine Bilder von Frauen, die nach den Regeln des traditionellen Kinbaku gefesselt sind - der japanischen Kunst des Bondage - einer Technik, die bis auf das 15. Jahrhundert zurückgeht.
Obwohl nicht alle Bilder Arakis sexuell aufgeladen sind, dokumentiert sein monumentales Oeuvre auch das Leben des Fotokünstlers, die täglichen Herausforderungen des Daseins. Die Meinungen über ihn mögen geteilt sein, aber sein künstlerisches Genie ist unbestritten; Jede Aufnahme beweist Arakis technisches  Können und sein Einfluss reicht in viele kreative Bereiche, sei es die Fotografie selbst, der Film oder die Mode - diese Ausstellung ist die zweite Solo-Show des Künstlers in der Hamiltons Gallery: 2008 präsentierte man dort „Bokuju Kitan / Marvellous Tales of Black Ink“ - diesmal wird auch eine Auswahl seiner letzten Arbeiten gezeigt.
Bondage ist normalerweise eine Unterform der Pornographie und wird selten mit Kunst in Verbindung gebracht. Dennoch bearbeitet Araki seit 1979 das Thema des Kinbaku durch seine kreative Linse und interpretiert das provokante Sujet künstlerisch und imaginativ. Seine Obsession mit Frauen begann in frühem Alter, er sieht das Weibliche als „den Charme des Lebens selbst… Ich fessele Frauen, weil ihre Seelen nicht gefesselt werden können, nur ihr physisches Selbst. Einer Frau Fesseln anzulegen ist, als lege man einen Arm um sie.“ Araki ist provokant und eröffnet eine poetische Dimension zugleich, vergleichbar den subversiven Themen eines Helmut Newton.
Der griechische Begriff des Eros, des Wortes für Verlangen und Leidenschaft, ist Arakis durchgängiges Motiv und reicht von expliziten Abbildungen von Frauen bis zu seinen nuancierten Blumen-Stills, die entweder den Hintergrund seiner Bilder bestimmen oder selbst das Thema sind - sie sind für ihn auch eine Allusion and weibliche Genitalien: „Frauen sind Knospen und Blüten zugleich.“
„Flowers in Ruins“, einer seiner Fotobände, ist ganz diesen Blumen gewidmet, sein Buch „Erotos“ kontrastiert verwelkende Blüten und verrottende Früchte mit Close-Ups von Körperteilen - seine Blumen dienen ihm auch, die flüchtige Natur des Lebens zu dokumentieren, auch als Erinnerung an den persönlichen Lebensweg des Fotografen: „Alles bezieht sich auf den Ort, an dem du aufgewachsen bist“, wie Araki selbst sagt.
Er wurde in Tokyo geboren und wuchs unter dem Eindruck der Atombomben auf Japan auf, der ihn nachhaltig geprägt hat und seine Fotografien des Täglichen bis auf den heutigen Tag durchdringt.

Mehr Informationen unter Hamiltons Gallery