Léon Herschtritt in Paris

25.11.2016

© Léon Herschtritt, Catherine Deneuve, 1962

Zur Feier des 80. Geburtstages des Fotografen präsentiert die Galerie Esther Woerdehoff eine Retrospektive seiner Arbeiten. Die frühe Leidenschaft zur Fotografie liess Léon Herschtritt das Fach an der Ecole Nationale de la Photographie studieren. Man sandte ihn nach Algerien, um dort Fotografie zu lehren, wo er sich dem süßen Nichtstun hingab - immerhin traf er dort seine spätere Frau Nicole - er begann die Kinder in den Strassen von Algier abzulichten.
Mit „Les Gosses d’Algérie“ - die Gossen Algeriens - einer Strecke, die im Magazin Réalités veröffentlicht wurde, gewann er mit nur 24 Jahren den berühmten Prix Niépce der Association Gens d’images. Zurück in Paris begann er frei zu arbeiten und hatte zudem den Posten des Pariser Korrespondenten der Camera Press Agency inne. Er publizierte seine Reportagen und die Portraits von Berühmtheiten in zahlreichen Zeitschriften und wurde Mitglied im Club der Fotografie 30x40
Durch Zufallsbekanntschaften, Treffen oder Aufträge gelang es ihm, jeden Sonntag mit Jacques Prévert und dessen Freunden zu frühstücken, er schoss Portraits von Gainsbourg, Sartre or Jane Fonda, war Zeuge der Proteste im Mai 1968 oder dokumentierte Themen wie etwa die Prostitution. Er nahm das Frankreich der Sechziger auf, mit einem tiefen, humanistischen Ansatz, seiner Ethik und indem feinen Sinn für Komposition.
Die Welt war im Wandel, irgendwo zwischen Les Halles und Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, zwischen Miniröcken und dem Café Flore, den Slums in La Courneuve und dem Jardin de Luxembourg. Weihnachten 1961 fand ihn in Berlin, wo er die Mauer abbildete, eine Tragödie inmitten leuchtender Weihnachtsbäume und Schneemännern. In Afrika hielt er für das Ministerium für Kooperation das Ende des Kolonialismus fest, in Paris machte er Bilder von Strassen und Cafés, von Kindern und Berühmtheiten.

Anfang der Siebziger gaben Léon und Nicole die Reportage auf und eröffneten ein Café-Restaurant, das schnell zum Anlaufpunkt für andere Fotografen wurde, man diskutierte , zeigte seine Arbeiten und organisierte Ausstellungen. Das Bistro lag nahe den Auktionsräumen des Hauses Drouot und führte die beiden zu einer Sammlung von antikem Foto-Equipment und alten Fotografien. Als Pioniere ihres Fachs liess sie ein Galerie auf dem Flohmarkt eröffnen, dann auf dem Markt Paul Bert und schliesslich, mit ihrem Sohn Laurent, in Saint- Germain des Près.
Nun im Ruhestand, beschäftigte Léon Herschtritt sich wieder mit seinem Schatz an Negativen und Kontaktbögen. Dank Ausstellungen an den Rencontres d’Arles, der BnF und dem Musée Nicéphore Niépce in Chalon-sur-Saône erlebte sein Werk eine Renaissance voller Sensibilität , einem zarten und geraden Blick auf die Sechziger, und dass in Schwarz/Weiss.

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