Digitale FeaturesNorðurBenjamin Kaufmann
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Mantel Leandro Cano
Norður · Benjamin Kaufmann 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Benjamin Kaufmann

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FOTOGRAFIE Benjamin Kaufmann STYLING Jose Herrera @ Talents Madrid MAKE-UP Alice Ghendrih @ Artlist Paris HAARE UND KOPFSCHMUCK Oliver Lebrun @ Jedroot Paris MODEL Dajana @ Premium Models und Sofie Nielander @ Karin Models FOTO-ASSITENZ Tom Fawcett POST PRODUKTION Rubix London STYLING ASSISTENZ Samuel Sanz und Frank Jymz KAMERA Leica S (Typ 007) mit Summarit-S 1:2,5/35mm Asph. (CS), Summarit-S 1:2,5/70mm Asph. (CS), Apo-Macro-Summarit-S 1:2,5/120mm (CS)

Fasziniert von der Natur, der Landschaft und dem atemberaubenden Licht des hohen Nordens schuf Benjamin Kaufmann „Norður“, eine ungewöhnliche Kombination aus Highfashion, Beauty und isländischen Panoramen. Raue Motive aus der nordischen Natur finden ihre visuellen Pendants in abstrakt-futuristischen Inszenierungen von Mode, Make-up und Haarstyling.

S Magazin: Dein Vater ist Fotograf, deine Mutter führt eine Grafikdesignagentur – war damit deine berufliche Orientierung quasi vorprogrammiert, und was hat dich letztendlich zur Fotografie geführt?
Benjamin Kaufmann: Rückblickend könnte man vielleicht sagen, dass meine Laufbahn vorprogrammiert war. Bei meinen Eltern waren Beruf und Privatleben schon immer sehr miteinander verwoben, und so habe ich früh einen Einblick in beide Bereiche, Fotografie und Grafikdesign, bekommen. Ich habe meinen Vater auf vielen Reisen begleitet und ihm oft assistiert. Im Grafikbüro meiner Mutter habe ich neben der Schule mitgearbeitet – wahrscheinlich war das sogar vergleichbar mit einer Lehre.

Neugier, Schaffensdrang und das Prinzip, niemals aufzugeben, wurden mir vorgelebt. Alles Dinge, die man unbedingt braucht, wenn man sich eine freiberufliche Laufbahn zum Ziel setzt. Am nachhaltigsten beeinflusst hat mich aber die Begeisterung meiner Eltern, wenn es um neue Projekte ging. Die langen Arbeitsstunden und vielen Mühen, durch die sie sich gekämpft hatten, waren plötzlich vergessen …

Ich habe mich nach dem Abitur und dem Wehrdienst zuerst für ein BWL-Studium entschieden. Obwohl ich das Fach spannend fand, habe ich mich aber immer weiter in die Richtung meiner Eltern entwickelt. Das hatte letztlich sicher auch damit zu tun, dass ich mir mein Studium über die Mitarbeit im elterlichen Betrieb finanziert habe und dadurch merkte, wie sehr mich die Praxis eigentlich begeistert.
Irgendwann habe ich mich dann vollständig der Fotografie zugewandt, drei Jahre in München und Madrid assistiert und meinen eher praxisorientierten Werdegang noch akademisch durch einen Master in London abgerundet.

Du bist Fashion- und Beauty-Fotograf, mischst aber oft Landschaftselemente in deine Arbeiten. Warum?
Ich bin auf dem Land aufgewachsen und habe als Kind jede freie Minute im Wald neben unserem Haus verbracht. Schon immer hatte ich diesen engen Bezug zur Natur und brauche auch jetzt noch oft den Ausgleich zu London.
So habe ich schon auf all meinen privaten Reisen hauptsächlich Landschaften fotografiert. Swarovski hat mir dann die entscheidende Chance gegeben, das Ganze auch noch beruflich zu machen.

Die Natur dient mir aber nicht nur zum Ausgleich, sondern ist auch meine größte Inspirationsquelle. Licht, Farben, Formen, Texturen – für mich bietet kaum etwas mehr Vielfalt als die Natur.

Für die nächsten Jahre plane ich, die Kombination von Fashion, Beauty und Landschaft noch weiter auszubauen. Diese Bereiche haben so viele Gemeinsamkeiten, die ich gern weiter erkunden will.

Für das S Magazin hast du „Norður“ (Norden) fotografiert. Wie bist du auf die Idee gekommen, und wie hast du es realisieren können?
Als mich der Fotograf Rui Faria für das Leica S Magazin vorgeschlagen hatte, war ich gerade am Zusammenstellen meines neuen Portfolios. Dabei hat mich schlicht die Sehnsucht gepackt, wieder eine Reise in eine Urwelt anzutreten. Die Möglichkeit einer komplett freien Strecke für ein sehr renommiertes Magazin hat dann recht schnell zur Idee einer Winterreise geführt. Das Konzept basierte auf recherchierten Bildern von Island – einem Ziel, das seit langer Zeit ganz oben auf meiner Wunschliste stand.

Wir haben zuerst den Fashion- und Beauty-Teil in Paris fotografiert. Erst anschließend bin ich nach Island geflogen, um nach komplementierenden Motiven zu suchen. Dass dabei letztlich Bilder herausgekommen sind, die eine derart enge Verbindung zu den Modelbildern haben, freut mich natürlich ganz besonders.

Wie wichtig ist für dich die Zusammenarbeit mit der Crew, mit Fashion-, Make-up- und Haarstylisten oder mit Models?
Die Zusammenarbeit ist das wichtigste Element dieses Projekts. Nur wenn eine Idee durch die individuelle Kreativität der einzelnen Teammitglieder zum Leben erweckt wird, kann etwas Neues entstehen. Gegenseitiges Motivieren, aber auch konstruktives Kritisieren erzeugen eine besondere Dynamik und Kraft.

Die Make-up-Künstlerin Alice Ghendrih und der Haarstylist Olivier Lebrun waren ein Traumteam, da sie das Thema nicht nur verstanden haben, sondern durch ihre eigene ganz persönliche Interpretation in eine abstrakte Kunstform gebracht haben.

Die Kleidungsstücke spielen offensichtlich ebenfalls eine besondere Rolle in der Strecke, so futuristisch und ausgefallen wie sie sind?
Das Styling definiert Modebilder mehr als alles andere. Damit sind die Kleidungsstücke das zentrale Element. In diesem Fall hat der Stylist José Herrera die Inspirationsquelle Island sehr genau genommen. Alle Farben, Formen und Strukturen lassen sich direkt auf die Natur dieser einzigartigen Insel zurückführen. Es ist erstaunlich, wie José mit seiner Interpretation für mich absolut ins Schwarze getroffen hat, obwohl er nur Bilder von Island hatte.

Wie war es für dich, dass du in unserer Strecke die komplette kreative Führung hattest … Hast du häufiger solche Freiheiten?
Glücklicherweise wurde ich schon einige Male gefragt, Kampagnen oder Editorials in meinem Stil umzusetzen. Das Ziel als Künstler sollte darin bestehen, Autor und nicht Ausführender zu sein. Ich empfinde das als Zeichen großer Anerkennung und als Lob meiner Arbeit. Die eigene Meinung und Überzeugung bilden den Kern jeder kreativen Leistung.

Prinzipiell genieße ich den gesamten Arbeitszyklus. Gedanken werden entwickelt, verworfen, geändert und verfeinert, bis letztendlich eine Idee entsteht, die man dann kommunizieren kann. Die Vorbereitung, die Planung und schließlich die Umsetzung sind höchst spannend und von so vielen Faktoren abhängig, dass man permanent am Ball bleiben muss.

Und um wieder auf die Begeisterung meiner Eltern zurückzukommen – ich glaube, das habe ich übernommen: Wenn ich vor einem gelungenen Projekt stehe und schon wieder an das nächste denken kann, bin ich glücklich.

Wie war es für dich, mit der Leica S zu arbeiten? Siehst du Unterschiede zu anderen Systemen?
Schon früher habe ich sehr viel mit einer klassischen Leica M6 gearbeitet. Das Modell S ist ein weiteres Meisterwerk, individuell und eigen wie schon die Leicas davor. Mich haben diese Kameras schon immer zur Konzentration und zum bewussteren Fotografieren bewegt, da es sich um Präzisionsinstrumente handelt.
Einige der Landschaftsaufnahmen wären vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen. Im Flussbett eines rauschenden Wasserfalls nach Sonnenuntergang mit dem wenigen Restlicht noch wunderbare Fotos zu machen – bei 3200 ISO – bietet einem eine zuvor nie dagewesene technische Freiheit.

Gleichzeitig erzielt man auch im Studio und unter kontrollierten Bedingungen brillante Ergebnisse. Die Leica ist unglaublich vielseitig, was dazu führte, dass ich mich in jeder Situation sicher gefühlt habe.

Welche Verbindung hast du zu Island? Seine Landschaften tauchen ja häufiger in deinen Arbeiten auf.
Der Trip nach Island war das erste Mal, dass ich die Insel länger besucht habe. Viele meiner nördlichen Landschaften sind in Grönland entstanden.

Ich spüre eine magische Anziehungskraft, die von Wüsten, Bergen, Wäldern und speziell dem hohen Norden ausgeht. Alles Orte, an denen der Mensch nur mit einer extremen Anpassung an die Gegebenheiten leben kann – selbst in unserem hoch technisierten Zeitalter, Orte, die einen an den Ursprung dieser Welt erinnern, Respekt einflößen und ein kindliches Staunen auslösen.

Welche fotografischen Projekte möchtest du zukünftig realisieren?
Mein nächstes größeres Projekt wird eine Ausstellung sein. Langsam fühle ich mich in der Lage, eine Auswahl meiner Arbeiten zu präsentieren. Die Strecke für das S Magazin gibt schon eine Richtung vor, jetzt geht es an die konkrete Umsetzung der einzelnen Themen, die ich zeigen will.

Ich werde auch weiterhin versuchen, meine Fotografie einzusetzen, um Themen, die mir am Herzen liegen, zu kommunizieren. Dazu gehört mit Sicherheit mein regelmäßiger Beitrag zu sozialen Projekten. Idealerweise werde ich mit wachsendem Erfolg mehr Ressourcen haben, die ich sinnvoll einsetzen kann. An Ideen mangelt es mir nicht …