Digitale FeaturesLa Vie de ChâteauJulien Boudet
L1002937
L1002719
L1002734
L1002875
L1002623
L1002829
L1002834
L1002974
L1002915
L1003070
L1003003
L1003184
L1003160
L1003146
L1003057
La Vie de Château · Julien Boudet 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Julien Boudet

by_cory_vanderploeg_1500

Foto von Cory Vanderploeg

Photography Julien Boudet Stylist Vanille Verloës Styling Assistance Elisabeth Texeira, Elvira Tiaou Models Fatou, Jason Harderwijk, Edoardo Delle Piane Clothing All vintage Lacoste pieces, from my personal archives collection and from KrshtClub Location Château de Fourdrain Camera Leica S (Typ 007), Summicron-S 1:2/100 ASPH., Vario-Elmar-S 1:3.5-5.6/30-90 ASPH.

Seit seiner Jugend ist der Modefotograf Julien Boudet ein Fan der Sportkleidung von Lacoste, einem der berühmtesten französischen Labels. Gegründet wurde die Marke mit dem Krokodil als Emblem im Jahr 1933 von der Tennislegende René Lacoste und seinem Kompagnon André Gillier. Über die Jahre hat Boudet einen beachtlichen Fundus an Vintage-Kleidungsstücken angesammelt und ihn im französischen Schloss Château de Fourdrain mit drei Models in Szene gesetzt.

Hier spricht er darüber, woher seine Ideen stammen, über die richtige Auswahl der Models und wie er das Dandyleben aus den 1930ern ins Heute übertragen hat.


Die Models deiner Serie tragen Kleidung von Lacoste, einem der berühmtesten französischen Labels. Was macht für dich den Spirit der Marke aus?
Ich war schon immer ein großer Fan von Lacoste, vor allem von deren Vintage-Kram, schon als Teenager. In der Highschool wollte ich das Label immer tragen, aber es war sehr teuer. Ich hatte den starken Wunsch, dieses Krokodil auf meiner Brust zu haben, und als ich später dann selbst etwas Geld verdiente, fing ich an, viele Stücke zu kaufen, und das tue ich auch heute noch. Ich habe das Gefühl, dass der Geist von Lacoste bei dem, was René Lacoste geleistet hat, am stärksten war, und wenn man diese Marke trägt, verpflichtet man sich irgendwie, dasselbe zu tun. Ich bin wirklich besessen von dem, was ich tue, und das ist definitiv etwas, das ich im Geist der Marke wiederfinden kann.

Zu welcher Gelegenheit hast du an der Serie gearbeitet, wie kam das Projekt zustande?
Ich liebe die Geschichte des Labels, sein Erbe, das Logo … Dieses Editorial wurde von der Marke überhaupt nicht in Auftrag gegeben, auch wenn ich mit ihr für andere Projekte in Kontakt stehe. Dieses Shooting ist Teil einer laufenden Serie rund um Vintage-Lacoste, an der ich seit Jahren mit derselben Stylistin, Vanille Verloës, überall auf der Welt (Spanien, Frankreich, Hongkong, Schweiz …) arbeite. Diesmal konnten wir wegen Covid-19 nicht sehr weit reisen, also beschloss ich, die Strecke in einem Schloss in der Nähe von Paris zu fotografieren.

Erzähl uns ein wenig über die Geschichte und die Models, die du ausgesucht hast. Das Ganze wirkt wie eine Hommage an einen aristokratischen Lebensstil, Dandys, die Tennis spielen.
Bei der Geschichte ging es vor allem darum, die Vintage-Lookbooks nachzubauen, die Lacoste damals herausgebracht hat. Die waren sehr schick, sportlich und luxuriös, aber es wurden nur weiße Models eingesetzt, daher dachte ich, es wäre interessanter, mit schwarzen Models zu arbeiten. Ihr Aussehen passt wirklich gut zur Stimmung dieses Shootings, das ergab einfach Sinn für mich. Die beiden Hauptmodels sind gute Freunde, mit denen ich jeweils viele Male gearbeitet habe. Ich wollte sie immer gemeinsam fotografieren, da ich wusste, dass sie zusammen wirklich gut rüberkommen würden, also fragte ich sie, ob sie interessiert wären, und beide stimmten zu. Das letzte Model – das größere – ist ein neues Gesicht, das mir ein paar Tage vor dem Shooting von einem Modelagenten gezeigt wurde, also beschloss ich, ihn zum Shooting mitzunehmen, weil ich dachte, er könnte da neuen Wind reinbringen.

Wie wichtig ist ein Model für deine Arbeit und warum? Was zeichnet ein gutes Model aus?
Ein starkes Model ist zentral, wenn es darum geht, großartige Bilder entstehen zu lassen. Ich denke, die Qualitäten eines guten Models sind sehr subjektiv, aber für mich braucht es ein paar Dinge, damit es ein großartiges Model ist: ein interessantes Gesicht, egal ob es hübsch, einzigartig oder kantig ist. Zweitens: eine gute Verbindung zum Fotografen. Und schließlich: das Wissen, wie man vor der Kamera gut aussieht, wie man posiert, auch wenn es nur darum geht, natürlich und nicht unbeholfen zu wirken, sehr lässig und selbstsicher zu sein, egal was kommt.

Was sind die Vorteile davon, draußen zu fotografieren, gegenüber der Arbeit im Studio?
Der erste Vorteil ist, dass ich mich draußen wohler fühle als drinnen, und ich spreche da nicht nur speziell von der Fotografie. Im Allgemeinen liebe ich es, draußen zu sein. Dann ist es draußen auch viel lässiger und entspannter als drinnen, sodass es für alle eher cool ist – es ist sehr schwierig, mit Models zu arbeiten, wenn sie sich nicht gut fühlen oder zu gestresst sind.

Was gefiel dir an der Leica S und den Objektiven, die du verwendet hast?
Für diese Serie habe ich mit der Leica S (Typ 007) gearbeitet, mit dem 100-mm- und dem 30–90-mm-Objektiv. Die Kamera ist wirklich beeindruckend, schnell, einfach zu bedienen. Die Farben sind ganz anders als bei meiner SL, sie passte aufgrund der farbenfrohen Outfits, die wir aufgenommen haben, hervorragend für diese Produktion. Sie hat auf jeden Fall die Vibes des Shootings richtig auf die Bilder übertragen. Das 100-mm-Objektiv ist unglaublich für Porträts; ich habe es für dieses Shooting sehr oft verwendet, auch um Details einzufangen – was typisch für meine Art des Fotografierens ist.

Hast du schon Ideen, wie du deinen Ausdruck in Zukunft weiterentwickeln willst?
Ich denke, ich werde das, was ich jetzt tue, weiter vorantreiben, mehr Techniken und Medien ausprobieren, aber im Großen und Ganzen wird es so bleiben. Ich habe meinen Ausdruck gefunden, es sollte also alles zusammenkommen, auch wenn ich das weiter vorantreibe und meine visuelle Sprache weiterentwickle. Ich will zum Beispiel mehr Videos drehen. Das ist wahrscheinlich mein nächster Schritt, aber ich überlege immer noch, wie ich ihn angehen kann. Ich werde meinen eigenen Weg finden, das zu realisieren.