INTERVIEW
Aldo Filiberto
Aldo Filiberto Kudzai Chibaduki Leica SL (Typ 601) mit Summilux-SL 1:1.4/50 mm Asph.
Schauspieler sind für Fotografen geradezu ideale Sparringspartner: Sie haben keine Scheu vor der Kamera und wissen ihre Mimik einzusetzen. Mit einer Leica SL (Typ 601) und einem Summilux-SL 1:1.4/50 mm Asph. hat Aldo Filiberto das britische Nachwuchstalent Freddie Wise zu einer Session in einem bodenständigen Pub in London getroffen.
Hier erzählt der Fotograf, der auch Filme dreht, was ihn an der Porträtfotografie reizt, welche Eigenschaften sein Gegenüber haben sollte und wie er die Verbindung zu ihm aufbaut.
Neben deiner Tätigkeit als Fotograf hast du dich auf das Filmemachen und die 3-D-Animation spezialisiert. Im Jahr 2013 hast du bei einem Film Regie geführt, „The Fortune Theory“. Worum geht es in dem Film?
Es ist ein Film über das Verlangen nach echten emotionalen Verbindungen in unserer heutigen Gesellschaft und über die Reise zu sich selbst. Im Zusammentreffen mit anderen entwickeln wir uns immer weiter.
Inwiefern spiegelt der Film vielleicht deine Erfahrung mit der Porträtfotografie wider?
Mein Regiedebüt ist ebenfalls aus Interesse an Menschen entstanden – wie sie leben, was sie denken und worauf sie anspringen. Es ist eine sehr menschliche Geschichte über einen jungen Mann, der erwachsen wird und sich selbst entdeckt. Einen Film zu machen ist eine absolut verrückte Lernerfahrung. Ich war super froh, die Chance zu bekommen, bei einem Spielfilm Regie zu führen, und ich plane tatsächlich, recht bald einen weiteren Film zu drehen.
Für deine Serie, die wir hier zeigen, hast du den Schauspieler Freddie Wise fotografiert. Würdest du ihn uns kurz vorstellen?
Freddie ist ein unglaublich talentierter junger britischer Schauspieler und ein wunderbarer Mensch. Ich habe es genossen, ihn zu fotografieren, aber auch die Zeit, in der ich mich mit ihm unterhalten und mehr über ihn erfahren habe. Trotz seines jungen Alters hat Freddie schon in großartigen Serien wie „Poldark“ und Filmen wie „Maleficent“ mitgewirkt, und es war eine große Ehre für mich, ihn zu fotografieren. Er ist ein sehr interessanter Künstler, und ich sage ihm eine große Zukunft voraus.
Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Hast du eine besondere Verbindung zu Schauspielern?
Das Shooting war ein persönliches Projekt. Ich liebe es, mit Schauspielern zu arbeiten, sowohl beim Film als auch in der Fotografie. Schauspieler sind im Allgemeinen sehr sensible und interessante Künstler. Ihre Persönlichkeit ist oft sehr komplex. Das macht sie zum perfekten Motiv für Fotografen.
Was schätzt du besonders an der Arbeit mit Schauspielern? Was hast du an der Arbeit mit Freddie geschätzt?
Ich liebe es, wie sie mit ihren Emotionen spielen. Wenn sie gut sind, können sie so viele Emotionen zeigen – und sie sind alle echt. Es ist eine Herausforderung für einen Fotografen, ihre wahre Essenz einzufangen. Es ist eine Herausforderung, aber wenn es funktioniert, entstehen sehr kraftvolle Bilder.
Wie wichtig ist das Model für deine Arbeit? Welche Eigenschaften sollte ein gutes Model haben?
Wenn ich fotografiere, liegt mein Hauptaugenmerk auf dem Model. Ich beobachte es intensiv und höre ihm zu. Letztendlich bin ich wirklich an ihm interessiert. Ein gutes Model hat keine Angst davor zuzulassen, wie es durch meine Fotos gesehen wird.
Improvisierst du gern? Wie lange hat die Session mit Freddie gedauert?
Die Session mit Freddie hat zwei Stunden gedauert. Ich glaube nicht an lange Sessions. Ich ziehe es vor, sehr vorbereitet zum Shooting zu kommen und in einem hohen Tempo zu arbeiten. Eine sehr intensive, aber kurze Begegnung mit meinem Model. Alles, was man braucht, sind ein paar echte Einblicke in die Innenwelt des Models, und normalerweise sind diese Momente selten und kurz. Es ist wie ein Tanz, wir improvisieren, wir bewegen uns, wir lachen, wir reden, wir öffnen uns füreinander, und hoffentlich passiert dann etwas Cooles.
Wo und wann hast du die Porträts von Freddie aufgenommen? Warum hast du dich dafür entschieden, ihn gerade dort zu fotografieren?
Wir haben in der Sun Tavern in Bethnal Green, London, fotografiert. Es ist eine tolle Spelunke; das Management ist großartig, und die Drinks sind auch großartig. Wenn du in der Gegend bist, solltest du dort hingehen. Die Location passte perfekt zum Look, den wir anstrebten, wir wollten etwas sehr Filmisches.
Dein Einsatz von Licht ist außergewöhnlich, sehr filmisch. Wie setzt du es am liebsten ein?
Danke, dass du „außergewöhnlich“ sagst. Da werde ich glatt rot. Licht ist der notwendige Bestandteil jeder visuellen Kunst. Licht ist alles, es formt und definiert nicht nur, was wir sehen, sondern auch, wie wir es empfinden. Ich habe eine sehr instinktive Reaktion auf Licht, ich arbeite gern mit natürlichem Licht und suche nach dem richtigen Maß an Kontrast, um mein Motiv zu formen. Gelegentlich verwende ich auch künstliches Licht, aber vor allem für Porträts hat natürliches Licht etwas Magisches.
Du hast mit der Leica SL (Typ 601) und dem Leica Summilux-SL 1:1.4/50 mm gearbeitet. Was hat dir an dieser Kamera und dem Objektiv gefallen?
Ich liebe diese Kamera- und Objektivkombination. Sie ist so diskret und so leistungsstark. Sie funktioniert sehr instinktiv. Ich denke, die Ausrüstung sollte einem helfen, seine Visionen zu verwirklichen, und kein Hindernis sein. Leica ist großartig darin; sie bauen Kameras, die einem das Erlebnis des Fotografierens lassen. Wenn ich jemanden fotografiere, suche ich nach einer Verbindung. Eine kleine und diskrete Kamera wie die Leica erlaubt es mir, mit meinem Motiv intim zu werden. Es befindet sich keine sperrige und laute Ausrüstung zwischen mir und meinem Model. Ich liebe es auch, einen Adapter zu benutzen und daran Leica-Objektive mit manuellem Fokus zu verwenden. Die Bildqualität ist unglaublich, und der manuelle Fokus hält mich in der Bahn und ermöglicht mir eine haptische Erfahrung.
Wie wünschst du dir, dass deine Bilder wahrgenommen werden? Was ist der Zweck deiner Fotografie?
Ich bin mir nicht sicher, wie meine Fotografie wahrgenommen werden soll. Ich hoffe, dass die Leute sie schätzen und vielleicht die innere Schönheit und Wahrheit, die ich einzufangen versuche, darin sehen können. Fotografie ist für mich ein Akt der Entdeckung, der Wert liegt mehr im Prozess als im Ergebnis.