INTERVIEW
Julia Keltsch
Leica S (Typ 007) mit Summarit-S 1:2.5/70 ASPH. (CS), Summicron-S 1:2/100 ASPH., APO-Macro-Summarit-S 1:2.5/120 (CS)
Julia Keltsch C/O Avenger Photographers Lisa Maria Lohmann C/O Bigoudi Melanie Hunger C/O Bigoudi Lisa Marie C/O PMA
Julia Keltsch ist eine gefragte Fotografin im Beauty-Bereich, in dem es meist darum geht, Gesichter und Körper als möglichst glatte, perfekte Oberflächen zu zeigen. Für ihr freies Projekt ging sie über diese Grenzen hinaus und untersuchte den weiblichen Körper ganz ohne voyeuristischen Blick. Das Ergebnis sind abstrakte und doch konkrete Bilder, die mit dem Element der Elastizität spielen.
An deinem Portfolio sieht man, dass du viel im kommerziellen Beauty-Bereich fotografierst: für Kampagnen und Werbung. Wie ist es für dich, freie Projekte zu machen?
Die Arbeit an freien Projekten hat viele interessante Aspekte und ist eine faszinierende und sehr bereichernde Abwechslung zur Arbeit für Kunden. Von der Idee bis zur Umsetzung bin ich komplett frei, kann mir kreative Konzepte überlegen und sie dann zusammen mit meinem Team umsetzen. Vieles passiert dabei auch noch ganz spontan und entwickelt sich im kreativen Prozess während des Shootings. Es ist schön, dass sich dann auch alle Beteiligten einbringen können. Ich finde es erhebend, wenn man am Ende des Tages gemeinsam auf die Bilder schauen kann und das Gefühl hat, etwas Schönes, Neues kreiert zu haben.
Wie kam es zur Idee für „Elastic Fantastic“, und worauf hast du besonders geachtet?
Ich hatte schon länger vor, eine Strecke in diese Richtung umzusetzen. Mir war es wichtig, die Details eines weiblichen Körpers in einer behutsamen und femininen Formsprache zu inszenieren.
Ich finde, dass du den weiblichen Körper inszenierst, ohne ihn zum Objekt zu machen. War das deine Absicht?
Ja, das war absolut meine Absicht. Es ging mir darum, die Einzigartigkeit und Schönheit des weiblichen Körpers auf eine ästhetische Art und Weise ohne expliziten oder voyeuristischen Hintergrund festzuhalten. Sicherlich spielt es auch eine Rolle, dass ich und alle anderen an diesem Projekt Beteiligten Frauen sind und wir dementsprechend einen sehr persönlichen Bezug und Blick auf den weiblichen Körper haben. Ich denke auch, dass das die Atmosphäre und die Ergebnisse bei solch einem intimen Shooting beeinflussen kann.
Die Bilder sind abstrakt, fantasievoll und doch sehr konkret. Bist du schon mit einem Plan an das Shooting herangegangen, oder hast du bestimmte Motive improvisiert?
Ich würde sagen, das entstand aus einer Mischung aus Planung und Improvisation. Seit Längerem hatte ich wie gesagt die Idee, eine Strecke mit dem weiblichen Körper zu fotografieren. Zusammen mit der Stylistin Lisa Maria Lohmann hab ich das Konzept weiterentwickelt, und sie hat die verschiedenen Materialien und Kleidungsstücke ins Spiel gebracht, mit denen wir gearbeitet haben. Ein paar Rahmenbedingungen waren also gegeben. Alle weiteren Motive entstanden spontan im Prozess während des Shootings. Vieles ist auch von der Stimmung am Set und der Zusammenarbeit mit dem Model abhängig. Meistens entstehen dann ganz schnell fantastische Momente.
Nach welchen Kriterien hast du das Model ausgewählt?
In diesem Fall war es für mich das Wichtigste, sicherzustellen, dass sich das Model wohlfühlen wird. Dazu sollte sie vorab mit dem Konzept vertraut sein, bereits etwas Erfahrung mit Shootings in diesem Bereich mitbringen und vor allem Lust auf das Projekt haben.
Was fotografierst du lieber: Fashion und Beauty oder freie Projekte?
Das mache ich alles sehr gern. Ich mag es einfach, Kleidung, Körper, Gesichter, Haut und Haare in ihrer individuellen Schönheit auf ästhetische Weise festzuhalten. Auch meine freien Projekte sind ja immer von Mode und Beauty geprägt.
Welche Ziele möchtest du mit deiner Fotografie erreichen?
Ich liebe es, wenn meine Bilder in der ganzen Welt zu sehen sind. Ich möchte also sehr gern weiterhin Kampagnen für internationale Kunden fotografieren. Für freie künstlerische Projekte findet sich immer Zeit, und wenn ich dann noch den ein oder anderen Print verkaufen könnte, wäre das natürlich auch schön.
Wie war die Arbeit mit der Leica? Welche Unterschiede gab es zu deinen sonstigen Kameras?
Die Arbeit mit der Leica S 007 war sehr bereichernd. Dadurch, dass sie etwas größer und anders zu handhaben ist als die Kameras, mit denen ich sonst arbeite, war ich gezwungen, mich mehr zu konzentrieren und zu fokussieren – das hat sich absolut positiv auf meine Bildgestaltung ausgewirkt. Auch im Filmbereich konnte ich hervorragende Ergebnisse erzielen. Am überzeugendsten ist für mich allerdings die Bildqualität. Die ist einfach großartig.