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Deconstruction · Christian Rinke 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Christian Rinke

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FOTOGRAFIE Christian Rinke STYLING Ali of A Noble Savage HAARE & MAKE-UP$ Paul Venoit @ Wilhelmine New York MODEL Roosmarijn de Kok @ Wilhelmina Models FOTOASSISTENZ Tyler Williams MODE A Noble Savage vintage archive EIN DANKESCHÖN AN Ishmael Randall KAMERA Leica S (Typ 00S) mit Summarit-S 1:2.5/70mm Asph., Apo-Macro-Summarit-S 1:2.5/120mm

Christian Rinke ist ein wahrer Weltbürger. Er wurde in Deutschland geboren, ist in Peru aufgewachsen und hat in Hamburg, Berlin, London und New York gelebt. Nun plant er, seine kleine Tochter nach Peru zu bringen, um wieder eine Verbindung zur Natur zu finden. Für das Projekt „Deconstruction“ berief er sich auf den Stylisten mit der besten Vintage-Kollektion in Brooklyn, Ali of A Noble Savage, und begab sich auf die Suche nach Schönheit in einem im Umbruch begriffenen Amerika.

Wie hast du das Projekt benannt?
Die Serie heißt „Deconstruction“ und befasst sich mit der grundsätzlichen Schönheit des Verfalls.

Welche Grundidee steht hinter diesem Shooting?
Das Konzept eines absichtlichen Alterungsprozesses; der Wunsch, einen Kontrast zu veranschaulichen, indem man ästhetische Schönheit und die Zerstörung von etablierten Formen einander gegenüberstellt; der Versuch, die im Verfall begriffene Schönheit zu vermitteln; und der Gedanke, dass man der Tatsache, dass etwas zerstört wird, vielleicht auch etwas Positives abgewinnen kann.

Die Serie ist von der Atmosphäre eines heruntergekommenen Amerikas durchzogen. Ging es darum, eine bestimmte Version des Landes einzufangen?
Ja, absolut. Es ist auch eine Anspielung auf die politischen Situation. Das Shooting fand ein paar Tage nach der amerikanischen Präsidentschaftswahl statt, und nachdem Trump gewonnen hatte, lag in New York eine wirklich schreckliche Stimmung in der Luft – ein Gefühl von Selbstsabotage und absichtlicher Destruktion. Aber wie ich schon erwähnte, suche ich nach den positiven und auch romantischen Aspekten der Zerstörung, die dann Teil jener Schönheit werden, die beim Dekonstruktionsprozess bestehen bleibt.

Wo in New York hast du die Serie fotografiert?
Wir arbeiteten in Brooklyn, im Atelier meines guten Freundes, des Künstlers Ishmael Randall Weeks, das er sich mit dem Stylisten Ali of A Noble Savage teilt. Es hat große Räume, und das Gebäude ist ziemlich alt, was gut zu dieser Story passte.

Welchen New Yorker Modefotografen schätzt du ganz besonders?
Es ist nicht leicht, nur einen einzelnen zu nennen. Ich bewundere viele Fotografen, aber auch Filmemacher, Designer und Architekten, sowohl aus der Vergangenheit als auch aus der Gegenwart. Ich mag Leute, die ihre Sache gut machen. Aber wenn ich mich wirklich festlegen muss, würde ich jetzt mal spontan sagen … Richard Avedon.

Was war es, das dich an New York besonders anzog?
In einem Wort: Diversität. In anderen Städten, wie London oder Berlin, steigst du zwar auch in die U-Bahn und hörst Russisch, Spanisch, Französisch, Arabisch oder Schwedisch. Aber in New York passiert das Ganze in einem viel größeren Ausmaß, andauernd und überall. Die Stadt ist wie ein Schmelztiegel voller Geschichten. Das ist eine riesige Inspirationsquelle für mich. Ich werde hier mit so vielen unterschiedlichen Dingen konfrontiert, und mit jedem Mal wird meine Wahrnehmung geschärft – ich entwickle eine große Neugier und träume sehr viel. So entstehen auch meine Ideen. Es geht aber nicht lediglich um die Präsenz verschiedener Nationalitäten oder Sprachen, sondern um die vielen unterschiedlichen Arten von Leuten. Das inspiriert mich. Im Moment lebe ich allerdings nicht in New York, denn ich nehme mir jetzt ein Jahr Auszeit, das ich in Peru verbringen werde.

Warum fiel die Wahl auf Peru?
Ich bin vor Kurzem Vater eines wundervollen Mädchens geworden. Ihre Mutter ist Peruanerin, und wir wollen mit der Kleinen Zeit in einem natürlichen Umfeld verbringen. In zwei Monaten reisen wir nach Lima, um alles vorzubereiten. Ich sehe das Ganze als eine riesige Chance, als ein großes und großartiges Unterfangen. Ich habe das Gefühl, dem Trubel und der Hektik der Welt eine Weile entfliehen zu müssen, um die Natur einzuatmen und mir die Zeit zu nehmen, wirklich emotional präsent zu sein – ohne das Getöse meines üblichen Arbeits- und Alltagslebens.

Wie würdest du deine Erfahrung mit der Leica S beschreiben?
Durch die Geschwindigkeit, mit der ich fotografieren kann, bleibt mir mehr Zeit zu beobachten, was um mich herum geschieht. Ich kann mich mehr auf den Aufbau der Bilder konzentrieren. Außerdem hat sie eine magische Beschaffenheit, die mich glücklich macht. Ich wünschte, ich könnte öfter mit ihr arbeiten.

Was ist dein wichtigster Tipp für das Fotografieren mit der Leica S?
Lerne die Kamera kennen. Ich arbeite gern mit manuellem Fokus und optimiere mit dem Fokusknopf. Wenn du mit geringer Schärfentiefe arbeitest – zum Beispiel mit dem Summarit-S 120 mm, einem fantastischen Objektiv für Porträts – bekommst du den ultimativen „perfekten Fokus“.

Wie hast du es geschafft, diese dramatischen Licht- und Schatteneffekte zu kreieren?
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich arbeite sehr instinktiv. Günstigerweise war es ein sonniger Tag, aber natürlich habe ich auch bewusst nach dem richtigen Platz und dem richtigen Licht gesucht.

Du hast einmal über das Thema Echtheit gesprochen. Wie stellst du sicher, dass diese Authentizität in deiner Fotografie bewahrt wird?
Ich mache das, was für mich stimmig ist. Ich denke, das ist die Definition von Authentizität – einfach du selbst zu sein.