Digitale FeaturesBogwang SaunaJi+Doh
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Bogwang Sauna · Ji+Doh 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Ji+Doh

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© Anne Danao

Fotografie JI+DOH @JIDOH.WORLD stylist MINJI KIM @MINJIENA hair stylist MINJUNG KYUNG @KYUNG.MIN.JUNG makeup artist MINSEOK CHOI @_CHOIMINSEOK photography assistant JAEHEE LEE
stylist assistant MYNA KIM, MINJI YOON Kamera Leica SL2 mit APO-Summicron-SL 1:2/35 Asph, APO-Summicron-SL 1:2/50 Asph und Vario-Elmarit-SL 1:2.8–4/24–90 Asph

Das Fotografenduo Ji Ahn und Doh Lee hat sich in London kennengelernt und sofort zum gemeinsamen Arbeiten zusammengetan. Als JI+DOH sprüht es nur so vor Ideen, deren Umsetzung ganz verschiedene Ausprägungen haben kann. In ihrer gemeinsamen Heimat Südkorea inszenierten sie eine Figur mit Manga-Touch in einem traditionellen koreanischen Badehaus.

Sie sprechen über die Ideenfindung zur Geschichte, die Herausforderungen bei der Umsetzung und warum die Arbeitsbedingungen das ganze Team zum Schwitzen brachten.


Diese Serie Bogwang Sauna, ist das euer eigenes Projekt, oder handelt es sich um einen Auftrag? Wie seid ihr auf die Idee zu dieser Geschichte gekommen?
Ji: Bogwang Sauna war unsere eigene Idee, inspiriert von Bogwang-dong, einem alten Viertel in Seoul. Bogwang-dong liegt direkt neben Itaewon, einem der multikulturellsten und pulsierendsten Stadtteile Seouls. Es ist eine eher wohnliche Gegend, die noch nicht so gentrifiziert ist und sich im Vergleich zu anderen Teilen Seouls fast unmodern anfühlt. Heutzutage ist Retro ein großer Trend in Korea. Viele Cafés und Geschäfte sind absichtlich so gestylt, dass sie alt und antik aussehen. Es gibt sogar ein Wort dafür, „newtro“ (new + retro), um diesen Trend zu beschreiben. Bogwang-dong ist ein Viertel voller Old-School-Vibes, mit versteckten Juwelen und traditionellen Märkten, die von den Einheimischen geschätzt werden.
Doh: Startpunkt dieses Projekts war, als wir in Bogwang-dong herumgebummelt sind und uns die vielen Saunen in der Hauptstraße auffielen. Wir waren fasziniert, diese altmodischen Saunen alle geballt an einem Ort zu sehen. Saunen sind traditionell als Ort eines starken Gemeinschaftsgefühls bekannt, und die ältere Generation nutzt sie häufig als lokalen Treffpunkt. Dort kann man sich nach einem kurzen Bad entspannen und abhängen, was viel über die Atmosphäre von Bogwang-dong aussagt. Da wir schon immer etwas zum Thema Retro machen wollten, haben wir nach einem Projekt über koreanische Tradition und Kultur gesucht, und das hier war sogar unsere erste Produktion in Korea.

Wie habt ihr die Location gefunden?
Doh: Bei der Suche nach der Location haben wir in jedes Badehaus in Bogwang-dong geschaut, und nirgendwo fanden wir es so spannend wie in der Bogwang Sauna. Im kompakten Untergeschoss gab es alles, was wir brauchten – Retrofarben, schon etwas abgenutzte Fliesen und Duschen, ein richtiges Dampfbad und sogar einen winzigen Friseursalon. Eine der besonderen Traditionen der koreanischen Saunakultur ist es, dass man sie völlig nackt in geschlechtergetrennten Bereichen benutzt. Als wir erwähnten, dass wir ein Fotoshooting machen wollten, zeigten uns einige Besitzer sofort die kalte Schulter. Bei der Bogwang Sauna spürten wir sofort, dass es klappen könnte – also fragten wir vorsichtig an, ob wir dort fotografieren könnten. Wir hatten großes Glück, denn die Tochter des Besitzers war früher Fotomodell, sodass der Besitzer sehr offen damit umging und ohne zu zögern sein Okay gab.

Welchen Herausforderungen sieht man entgegen, wenn man in einer Sauna arbeitet?
Doh: Normalerweise sind koreanische Saunen 24 Stunden am Tag geöffnet und nur einmal in der Woche geschlossen. Bei der Bogwang Sauna war der Ruhetag immer mittwochs. Wir arrangierten die Produktion an einem Dienstagabend, nach den normalen Geschäftszeiten, sodass der Raum leer war, aber die Wannen mit heißem Wasser bereitstanden. Das war auch die größte Herausforderung in der Sauna. Dort ist es heiß und überall voller Dampf. Alle waren permanent am Schwitzen, aber auch durch die Wassertropfen, die von der Decke herabfielen, klatschnass. Die Böden waren so rutschig, dass wir besonders vorsichtig sein mussten, um nicht auszurutschen.
Ji: Die Elektrizität war ein weiteres Problem, womit wir sorgfältig umgehen mussten, damit alles abgesichert sein würde. Da das Gebäude auch sehr alt ist, waren die Decken niedrig und die Räumlichkeiten klein und eng – was eine weitere Herausforderung bei der Arbeit mit einem groß gewachsenen Model war. Aber alle waren voller positiver Energie und genossen die Produktion in einer solch einzigartigen Umgebung.

Mit eurer vorherigen Serie Prince Jester habt ihr eine Fantasiewelt um einen Harlekin-Typ geschaffen. Diesmal ist eure Protagonistin weiblich, sie erinnert an eine Manga-Figur. Erzählt doch etwas über sie.
Ji: In gewisser Weise geht es bei Bogwang Sauna auch um Fantasie – in Bezug auf knallige Farben, grelles Licht, ein nostalgisches Thema und so weiter. Bei Prince Jester hatten wir eher ein Beauty-Shooting im Blick, das sich auf die Darstellung der Figur selbst konzentrierte und auf die dunklen und etwas abseitigen Emotionen, die in der Figur vorgehen. Dieses Mal wollten wir uns eher auf die Geschichten konzentrieren, die sich in einer Sauna abspielen: Wie die Figur ihren Aufenthalt in der Sauna auf verschiedene Weise genießt, was wir durch ein gewagtes Styling unterstreichen. Diese Art von visueller Ausrichtung erzeugte das Gefühl von Manga, was total unsere Absicht war, da wir im Vergleich zu Prince Jester etwas Humorvolles und Unbeschwertes schaffen wollten.
Doh: Für uns vermittelt das Konzept von Retro ein nostalgisches und gleichzeitig fröhliches Gefühl. Für dieses Projekt war es also entscheidend, ob das Model diese beiden Emotionen vermitteln kann. Deshalb haben wir uns für Eunseo Kim von der Agentur Esteem als Model entschieden, weil ihre einzigartige Schönheit sehr gut zur Retrostimmung passt, aber auch eine frische und schöne Energie ausstrahlt. Wir wollten ein Gesicht, das genau wie die Bogwang Sauna ist – lustig, lieblich, vintage, etwas schrullig, aber stylish. Und Eunseo erwies sich als die perfekte Besetzung, da sie sich unter diesen herausfordernden Umständen voll in das Shooting reinhängte. Wir baten Eunseo, in vielen verschiedenen Szenarien in der Sauna zu agieren, wie z. B. im Wasser zu plantschen, Eis in einem heißen Dampfbad zu essen, in einen eiskalten Wasserbottich zu tauchen, zu duschen usw., was eine Menge Arbeit war. Aber das war nie ein Problem für Eunseo, und sie gab bei jeder Aufnahme ihr Bestes, was sich in tollen Ergebnissen niederschlug.

Und was habt ihr als Nächstes vor?
Ji: Wir können nicht glauben, dass es schon ein Jahr her ist, dass wir als JI+DOH arbeiteten, und bereits das zweite Mal, dass wir unsere Arbeit im Leica S Magazin veröffentlichen! Wir sind immer noch auf dem Weg, unsere eigene Stimme als kreatives Duo zu formen. Bislang haben wir festgestellt, dass wir es lieben, an lustigen und aufregenden Ideen zu arbeiten und uns über Mode, Musik und Menschen auszutauschen. Es war ein hartes Jahr für Künstler und die Kreativindustrie, aber trotz der gegebenen Umstände glauben wir, dass es wichtig ist, positive Botschaften zu vermitteln, wie wir es mit dem Projekt Bogwang Sauna versucht haben.
Doh: Seit diesem Sommer planen wir eine Plattform für Künstler, um unsere Leidenschaft für Mode und Musik zu teilen, und zwar in Form eines digitalen Magazins mit Sitz in Seoul und London. Außerdem arbeiten wir gerade an einem Musikvideo, das wir in London drehen wollen, und wir planen, noch in diesem Jahr nach Seoul zu gehen.