Peter Lindbergh in München

12.04.2017

Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Christy Turlington & Cindy Crawford, New York, 1990
© Peter Lindbergh (Courtesy of Peter Lindbergh, Paris / Gagosian Gallery)

Wenn es jemanden gibt, dessen Status am Firmament der Modefotografie noch zu steigern ist, dann ist es wohl jener Peter Lindbergh, dem die Kunsthalle München nun eine Ausstellung widmet, zeitgleich mit dem Erscheinen mehrerer Fotobände. Berühmtheiten wie: „Christiane Arp über Tilda Swinton bis Reese Witherspoon“ (…) „liest sich in alphabetischer Folge die lange Namensliste der berühmtesten Frauen aus Mode, Gesellschaft, Film und Showbusiness“ - nun gut: Die Arp, Chefin der deutschen Vogue, und Tilda Swinton, die zweifelsohne größte britisch-schottische Schauspielerin ihrer Generation? In einem Atemzug?
Man hält förmlich den Atem an. Und natürlich werden wohl die Bilder im großen Format gezeigt werden, einer gnädigen Präsentationsweise, wie sie in Berlin schon vor einer Dekade zu sehen war - je größer die Prints, desto überzeugender. Da stand Veruschka von Lehndorff, hier eine Muse Lagerfelds… Nur hat sich seitdem in Lindberghs Ikonographie bisher wenig getan - und das -ausgerechnet! - ist ein Geheimnis seines Erfolges. Der Fotograf bietet der Werbewelt eine gewisse Permanenz. Das schätzt der Kunde und der Konsument gleichermassen, und die Werbe-Welt ist in Ordnung.
Aber was ist mit der Kunst? In der sie alle ja gelten wollen? Da wäre Lindberghs seit Jahren vorangetriebenes Projekt ist: „The Unknown“ … „ein gigantischer Remix, eine visuelle Reise durch Jahrzehnte von Bildern, die keiner Ordnung und keiner Chronologie folgt.“ - so der Verlag Schirmer/Mosel, und wenn das nicht eine Paraphrase auf Planlosigkeit ist, oder auf sich-suchendes Genie… alles eine Sache des Blickwinkels.
Dass Lindberghs Kate Moss frontal in Latzhose die Wartezimmer aufstrebender Zahnärzte und die Wohnzimmer bayerischer FDP-Stadträte zieren, tut seiner Bildgewalt keinen Abbruch.
Ein Duisburger düst um die schönen Frauen der Welt. Epochal und Episch. Und jetzt im Kunsthaus München.

Mehr Informationen unter: www.kunsthalle-muc.de