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Sea Wind · Rob Oades 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Rob Oades

Rob-Oades-Portrait-(c)-Rob-Oades

© Rob Oades

Fotografie: Rob Oades Model: Gabriella Brooks (Storm Models) Stylist: Aiste Suliokaite Haare & Makeup: Michela Olivieri  Accessoires: Sofia Buccarello Kamera:Leica S (Typ 007) mit Summarit-S 1:2.5/70 ASPH. (CS) und APO-Macro-Summarit-S 1:2.5/120 (CS)

Mit seiner S2 hat der Fashionfotograf eine Schmuckkollektion in Szene gesetzt, deren Stücke in Form von Muscheln, Seesternen und Perlen an das Meer erinnern. In einem Londoner Studio produzierte er im Sommer 2019 eine Serie, für die er lange nach einem Model suchte, das für ihn das Meer verkörperte.

Hier erzählt er, welche Art von Kunst ihn inspiriert, wie er seine Ideen entwickelt und wie bedeutend das richtige Licht für ihn ist.


Was war die Idee hinter der Serie? Es sind einige Accessoires zu sehen, die einen subtilen Bezug zum Meer haben, wie Schmuck in Form von Muscheln, Seesternen und Perlen. Wie sah dein Konzept aus?
Meine gute Freundin und Stylistin Aiste kam auf mich zu und fragte, ob ich etwas für ihre Freundin Sofia Buccarello fotografieren wollte. Sie ist Schmuckdesignerin und macht alles selbst. Wirklich wunderschön. Da der Schwerpunkt auf dem Schmuck liegt, wollte ich das Konzept eher reduziert gestalten. Mit der Idee vom Meer und den Sandtönen im Styling wusste ich, dass Tageslicht die einzige Option für dieses Shooting war. Ich brauchte ein Model, das das Meer verkörpert, jemanden, der es versteht und respektiert. Gabby hat das in sich vereint. Es sind all die kleinen Dinge, die zu einem Großen werden.

Handelt es sich bei dieser Serie eine eigene Arbeit oder einen Auftrag?
Ich wollte nach ein paar kommerziellen Aufträgen mal wieder etwas Kreatives machen. Als ich also angesprochen wurde, ergriff ich die Gelegenheit. Diese Serie liegt irgendwo zwischen beiden Optionen. Es war ein Auftrag, den es erst gab, als ich an Bord war. Ich und Aiste sind ja an den Kunden herangetreten. Das passiert sonst eher nicht.

Wie entwickelst du deine Ideen bei Fotoaufträgen und persönlichen Projekten?
Irgendwo muss man ja anfangen, und es ist nie derselbe Ausgangspunkt. Manchmal ist es auch die Idee eines Auftraggebers. Oder eines coolen Typen, neben dem man im Zug gesessen hat. Im Moment inspirieren mich Orte und die Landschaft. Es kommt vielleicht auch daher, dass ein Junge aus Yorkshire jetzt in Texas lebt. Ich sehe eine Landschaft und möchte sie einfach mit etwas füllen. Dann gehe ich nach Hause und recherchiere. Ich benutze immer noch Skizzenhefte und Notizbücher. Ich habe Notizbücher voller Zitate oder irgendwo aufgesammelter Wörter und Bilder. Ich besitze eine Bibliothek mit Büchern über Fotografen und Künstler und Zeitschriften von 1930 bis heute. Ich mag das lieber als das Internet, weil ich finde, dass das Internet mehr Ideen tötet als es freigibt.

Die meisten Fotografen haben Verbindungen zu anderen Kunstformen, welcher Künstler hat dich am meisten beeindruckt?
Ich besuche so oft wie möglich Kunstgalerien und Museen. Die menschliche Form hat mich schon immer fasziniert. Ob männlich oder weiblich ist eigentlich egal. Leonardo da Vinci und Michelangelo sind meine Favoriten. Was ich interessant finde, ist die Ära, in der sie lebten, als der Kampf zwischen Wissenschaft und Religion präsent war. Sie haben wirklich das geschaffen, was wir auch heute noch als Schönheit definieren. Die Mona Lisa und die Statue des David sind meiner Meinung nach der Höhepunkt der Begriffe von Kunst und Schönheit.

Wer hat dich am meisten beeinflusst, wenn es um deine Sicht auf die Dinge geht?
Als ich assistierte, habe ich das immer nur bei denen gemacht, die mich inspiriert haben. Assistent zu sein ist schwer, also habe ich mich nur für diese Fotografen entschieden. Ich liebe Filme. Die Ästhetik und die Handlung. Aber Ästhetik und Farbe faszinieren mich zutiefst. Wes Anderson ist ein unglaublicher Künstler, sein Stil inspiriert mich. Ich liebe Symmetrie, sie ist einfach perfekt. Ein weiterer Regisseur ist Tarsem Singh, sein Film „The Fall“ ist mein absoluter Lieblingsfilm. Er ist ein Muss. Wenn die Geschichte und die Umsetzung so etwas wie diesen Film schaffen. Atemberaubend.

Was bedeutet Licht für dich im Allgemeinen, wie nutzt du es am liebsten?
Natürliche Schönheit ist für mein Empfinden immer schöner, und das macht das Licht für mich. Ich mag natürliches Licht, da der Look dann weniger hart rüberkommt, wenn man Belichtungszeit und Blende einsetzt, um Bewegung und Veränderungen einzufangen. Indirekter Blitz, um Bereiche über andere hervorzuheben. Paolo Roversi ist darin ein Meister. Licht ist meine Farbe. Wenn man nicht weiß, wie man intuitiv zu seiner Kunst findet, wird die eigene Kunst mit niemandem in Verbindung gebracht. Wir haben Mitte Juli 2019 an dieser Geschichte gearbeitet, bei einem schönen Sonnenaufgang. Für die Aufnahmen mussten wir jedoch das harte Sonnenlicht kontrollieren und modellieren.

Du scheinst nur natürliches Licht zu einzusetzen, oder verwendest du auch Blitzlicht?
Ich bin ein Lichttyp. Seit meiner Assistenzzeit spiele ich gern damit herum. Ich verbringe die Zeit lieber damit, das Motiv auszuleuchten und weniger zu fotografieren und alles in der Kamera zu machen, als es später in der Postproduktion wieder geradezurücken. Es gibt kein besseres Licht als natürliches Licht. Fotografen versuchen immer nur, dem natürlichen Licht hinterherzujagen. Wenn die Möglichkeit besteht, bei Tageslicht zu fotografieren, und es funktioniert, werde ich sie immer nutzen. Bei dem Wetter in Großbritannien kommt das allerdings nicht oft vor. Beim Blitzlicht mag ich die Kontrolle, die damit möglich ist, und dieses harte Licht hat auch seine Vorteile. Ich genieße es, in einem Studio die volle Kontrolle zu haben. Aber Blitzlicht braucht Übung, wenn man gut damit sein will. Ich liebe es, beides zu mischen, natürliches und künstliches Licht, um dann die Leute raten zu lassen, womit ich beleuchtet habe. Ich bewahre das als Geheimnis für mich und in meinen Notizbüchern.

Mit welcher Kamera und welchen Objektiven hast du die Serie aufgenommen?
Ich habe mit meiner eigenen Leica S2 gearbeitet, meiner einzigen Kamera. Und mit den Summarit-S-70-mm- und -120-mm-Objektiven.

Was hat dir an dem System gefallen? Warum hast du diese Objektive ausgewählt?
Ich liebe meine S2, sie verkörpert alles, was ich liebe. Ästhetik, Einfachheit und Zweckmäßigkeit. Digitalkameras muten heute eher wie Kampfjets als wie Kameras an. Man braucht Verschlusszeit, Blende, ISO und Auslöser. Es muss nicht komplizierter sein als das. Sonst wird man nur davon abgelenkt, in Aktion zu gehen. Die Kamera sollte sich als Teil von einem selbst anfühlen. Ich habe die 70-mm- und 120-mm-Objektive wegen ihrer Qualitäten beim Porträt und hinsichtlich der Schärfe gewählt. Man kauft Leica für die Objektive, es gibt keine besseren.

Hast du Visionen, wie du in Zukunft deine Bildsprache entwickeln willst?
Fotografie und Mode haben die Angewohnheit, sich zu wiederholen. Ich denke, es ist wichtig, mit dem Schritt zu halten, was demnächst so um die Ecke kommt, und einen eigenen Stil zu haben. Wenn ich mich auf das konzentriere, was meine Bilder ausmacht, sollte ich auf einem guten Weg sein.