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High Blood Pressure · Enrique Badulescu 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Enrique Badulescu

Enrique_Badulescu

© Rodrigo Palma

FOTOGRAFIE Enrique Badulescu KÖRPERMALEREI & ART DIRECTION Vicky Steckel und Ward Stegerhoek @Boscar Project New York MODEL Alejandra Guilmant @ Strom Management London KAMERA Leica mit Summarit-S 1:2,5/70mm Asph

Für „High Blood Pressure“ arbeitete der renommierte mexikanische Fotograf Enrique Badulescu mit den Künstlern Vicky Steckel und Ward Stegerhoek sowie Model Alejandra Guilmant. Entstanden sind aufregende Bodypainting-Kreationen – eine Explosion der Farben, die die Grenzen zwischen Kunst, Fotografie und Körper auslotet und den Blutdruck in die Höhe treibt.

S Magazin: Du hast mit uns kürzlich eine komplette Ausgabe des S Magazins allein geschossen, immerhin 200 Seiten. Hatte das einen Einfluss auf deine weitere Arbeit, hat sich für dich dadurch etwas in deiner Fotografie verändert?
Enrique Badulescu: In der Tat: Ihr habt mir ja alle Freiheiten gelassen, etwas, das man bei normalen Produktionen für Magazine nie hat. Das war natürlich eine tolle Sache. Und es hat mich nachdenklich gemacht. Es erinnerte mich daran, wie schön es in den 90er-Jahren war, als es viel mehr ums Kreative ging und die Ethik eine andere war. Und ich habe mich schon bei der Produktion des Heftes gefragt, wie es für mich danach weitergehen soll. Das war ein richtiger Einschnitt für mich. Es hat eine Veränderung im Sehen und in meinem Kopf ausgelöst, und zwar in dem Sinne, dass ich zukünftig wieder viel mehr in Richtung Kunst arbeiten möchte. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, für euch zu arbeiten. Wir hatten Glück mit den Hermès-Kleidern, mit den Stylisten … das war das toll! Ich hoffe, wir machen noch ein Projekt zusammen!

Was war früher in der Fotografie anders?
Es ging viel mehr um Ästhetik, es war irgendwas zwischen Mode und Kunst, es ging nicht so sehr ums Geld. Die Qualität der Fotos damals war auch eine ganz andere. Man konnte sofort sehen, welcher Fotograf geschossen hat – heute ist alles irgendwie zunehmend ein Mischmasch, meistens ohne markante eigene Handschrift. Es hat sich einfach alles total verändert. Zum Glück habe ich einen gewissen Ruf in der Branche, sodass ich noch einen gewissen Einfluss habe und selbst editiere. Aber es gibt eben Jobs, ja, wo ich das heute den Kunden überlasse …

Für die Printausgabe hast du vorher sehr verschiedene Ideen und Konzepte entwickelt. Letztendlich ist dann etwas mehr oder weniger komplett anderes dabei herausgekommen. Arbeitest du eher spontan?
Ja. Ich bin so ein Fotograf, der sich zwar von anderen inspirieren lässt und sich woanders Anregungen holt – aus Büchern oder aus der Malerei –, aber letztlich entscheide ich ziemlich spontan, was ich mache. Und da ich gern draußen arbeite, ist Spontaneität auch gefordert, wenn zum Beispiel das Wetter plötzlich nicht mitspielt, wie in der Hermès-Geschichte. Und wir wollten, dass jede Geschichte total anders aussieht, diese Verschiedenheit war mir wichtig. Man will ja auch nicht immer dasselbe machen. Da baut man dann schon gern spontan etwas ein.

Haben bestimmte Orte – zum Beispiel die, an denen du gerade wohnst, wie New York oder Tulum – Einfluss auf deine Fotografie? Vermisst du Europa nicht?
Tulum hat einen großen Einfluss auf mich, weil ich dort ein Haus habe. Im Sommer ist es da sehr schön und nicht so voll. Aber London hat mich vielleicht am meisten geprägt. Meine Fotografie ist eine Mischung, sie ist europäisch, nicht mexikanisch.

Welche Kriterien müssen Models erfüllen, damit du sie für deine Bilder wählst? Oder anders, welche Typen bevorzugst du?
Ich bevorzuge etwas ältere Mädchen, die lockerer sind. Nicht die androgynen, und perfekt müssen sie auch nicht sein – sie müssen einen tollen Charakter haben und sich gut bewegen können. Seltsamerweise sind die Mädchen aus Holland am tollsten, weil sie total gut drauf sind, und sie haben einen tollen Humor. Außerdem machen sie alles mit. Manchmal kann aber auch der Zufall entscheiden: Zufälligerweise haben viele der Mädchen, mit denen ich gern arbeite, deutsche Nachnamen … Julia Stegner, Luca Gadjus, Heidi Klum etwa hat mir auch sehr gut gefallen.

Hast du ein Lieblingsmodel oder eine Lieblingspersönlichkeit? Oder mit wem würdest du noch gern arbeiten?
Kate Moss würde ich noch fotografieren, wenn sie achtzig ist und ich um die hundert. Das Alter ist nicht so wichtig. Ich habe früher mit Georgina Grenville für die französische Vogue gearbeitet – sie arbeitet auch jetzt noch. Frauen mit vierzig können noch sehr schön sein – die Siebzehn-, Sechzehnjährigen sind manchmal einfach zu jung, um den Job zu machen. In den Neunzigern waren die Mädchen 20 bis 25, die hatten einen Charakter, heute sind sie manchmal 14. Woher sollen die denn etwas vom Posen wissen? Die wissen ja noch nicht einmal, was sexy ist!

Für die jetzige Strecke hast du mit dem Künstlerkollektiv Boscar gearbeitet, wie auch schon im S Magazin 6. Geht es da um die Emotionen, Gefühle? Oder steckt etwas anderes dahinter?
Ich kenne Vicky Steckel, die Künstlerin, und Ward Stegerhoek, einen der talentiertesten Hairdresser in der Branche, schon gut 20 Jahre. Nachdem wir das Printmagazin mit euch gemacht haben, sind sie auch häufig befragt geworden, und viele Berühmtheiten möchten von ihnen bemalt und auch fotografiert werden. Das machen die jetzt selbst. Für die aktuelle Strecke habe ich mal wieder fotografiert … und wir hatten jede Menge Spaß. Wir haben nachts in einem Keller fotografiert. Das gibt eine ganz eigene Atmosphäre, ein Gefühl von Intimität. Man ist ganz anders drauf, es ist sehr intensiv. Auch wenn es für das Mädchen kalt ist, während die Farbschichten aufgetragen werden. Wir bestellen Essen, wir hören Musik.

Fotografierst du viel Nudes? Ist das ein Thema, bei dem du dich auch gern ausdrückst?
Nein, eher nicht. Ich plane jetzt allerdings eine Geschichte, aber es muss da schon alles stimmen, es muss ein Gefühl der Vertrautheit geben, sonst klappt es nicht, und diese Vertrautheit ist eher selten.

Du machst viel Sonne, Strand und Bikini-Sessions. Ist Haut ein bevorzugtes Sujet für dich?
Sie nennen mich ja nicht umsonst den „King of the Beach“. Aber inzwischen finde ich Beauty-Shots interessanter, weil man viel enger mit den Mädchen zusammenarbeitet. Es erscheint mir auch kreativer als bei Mode, wo es ja letztendlich nur um die Kleidung geht.

Fotografierst du lieber im Studio oder On Location? Welche Unterschiede gibt es da für dich?
Ich arbeite ab und zu auch gern im Studio, wenn es um Sachen geht, die man draußen einfach nicht so gut hinbekommt. Für die französische Vogue, die ja sehr avantgardistisch ist, habe ich ein Projekt mit Projektionen gemacht – so etwas lässt sich nur im Studio umsetzen. Aber nach zwei Tagen drinnen reicht es dann auch, dann will ich wieder raus an die Luft.

Wir machen grade ein neues S Magazin mit Ellen von Unwerth, die du noch von früher kennst, oder? War sie da noch Model oder schon Fotografin?
Ich habe sie bei einem Shooting auf Santorin kennengelernt, da hat sie schon mit einer Leica M6 fotografiert. Dann ist sie nach New York umgezogen, und ich habe damals verrückte Partys gegeben, mit 100 Leuten, und da kam sie dann immer mit ihrem Mann. Sie war immer sehr nett, aber es waren ihre Anfangszeiten als Fotografin. Dass sie dann so berühmt werden würde, vor allem durch die Guess-Kampagne, konnte man damals noch nicht ahnen.

Fotografierst du weiterhin gern mit der Leica S?
Deswegen warte ich ungeduldig auf das neueste Modell von euch. Die Kameras sind einfach wahnsinnig schön, auch vom Design her und vor allem von der Qualität. Die Objektive sind fantastisch. Die Kamera ist leise. Eine Leica in der Hand zu haben … sie ist einfach der Aston Martin unter den Kameras.