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Eye Must Travel · Dima Hohlov 1 / 1
Interview

INTERVIEW

Dima Hohlov

FOTOGRAFIE Dima Hohlov MAKE-UP Ariel Yeh @ Saint Luke PRODUKTION & CASTING Saint Luke PROPS Studio Lune POSTPRODUKTION Rubix London LOCATION Studio Cre8 MODELS Lydia Graham @ Models1, Ava Hilmarsdottir @ Premier Models KAMERA Leica S (Typ 007) mit  APO-Macro-Summarit-S 1:2.5/120 (CS)

Dima Hohlov kombiniert in „Eye Must Travel“ die Themen Kosmos und Beauty. Mit klaren Linien, minimalistischen Objekten und kontrolliertem Licht erschafft er eine maximal kontrollierte, besondere Atmosphäre und lädt das Auge ein, durch das Weltall zu reisen.

Du hast mit Landschaften angefangen und bist schließlich bei der Modefotografie gelandet. Wie würdest du deine fotografische Entwicklung beschreiben?
Es waren nicht Landschaften an sich, die ich fotografierte, sondern meine wunderschöne Freundin vor schönen Landschaftshintergründen. Es ging mir darum, bestimmte Momente und Erinnerungen für die Zukunft festzuhalten – gewissermaßen der elementarste Zweck der Fotografie. Dann nahm mein Interesse immer mehr zu, was mich dazu veranlasste, nach New York zu ziehen, um dort am Fashion Institute of Technology zu studieren. Die Kurse und die Arbeit in der Dunkelkammer schürten meine Leidenschaft noch mehr; ich liebte es, der Entstehung der Bilder auf dem Papier zuzusehen. Als Nächstes faszinierten mich verschiedene Beleuchtungsmethoden ebenso wie Kameras für unterschiedliche Filmformate – denn jede von ihnen hat einen individuellen Charakter. Als Fotograf sollte man nicht versuchen, der Kamera seinen Stil aufzuzwingen – im Gegenteil, man sollte sich auf sie einstellen und sozusagen gemeinsam etwas erschaffen. Jede Kamera hat ihren eigenen Rhythmus. Ich begann mit einer 4 x 5, und fotografierte schließlich mit einer Holga. Nachdem ich diese Kameras gemeistert hatte, fing ich an, mich auf das Geschichtenerzählen und meinen eigenen Stil zu konzentrieren. Das ist eine Reise, auf der ich mich weiterhin befinde.

Du hast früher renommierten Fotografen wie Paola Kudacki, David Sims und Steven Meisel assistiert. Wie haben dich diese Erfahrungen geprägt?
Ich hatte das Glück, in New York zu wohnen, wo ich die Möglichkeit hatte, professionelle Beziehungen und Freundschaften mit Fotografen zu knüpfen, die ich sehr verehrte. Paola Kudacki war sehr charismatisch und entspannt – eine tolle Frau, die sich ihren Erfolg zur Gänze selbst erarbeitet hat. Was ihre Bilder und ihre Models betrifft, ist sie sehr bestimmt. Ihr Studio-Set-up war relativ simpel, und sie wusste immer ganz genau, was sie wollte. Unsere Zusammenarbeit war eine reine Freude; wir sind viel gereist, haben über Fotografie gesprochen, und ich war jemand, auf den sie sich verlassen konnte.
David Sims ist einer meiner Lieblingsfotografen. Seine Bilder sind immer voller Energie, Bewegung und jugendlicher Kraft. Die Frauen in seinen Fotografien sind stets selbstbewusst, sexy und cool. Ich liebe seine Arbeit. Einer meiner Freunde holte mich in sein Team, als er als Sims’ Hauptassistent angestellt wurde. Für David zu arbeiten war eine intensive und interessante Erfahrung – und es war der härteste Assistentenjob, den ich je hatte. Alles musste „jetzt sofort“ geschehen, und man musste jederzeit für absolut alles bereit sein. David projiziert seine eigene Persönlichkeit auf seine Models, er kreiert einen Moment und fängt ihn dann ein – daher besteht andauernd diese große Dringlichkeit. Auf Davids Sets zu arbeiten eröffnete mir Einblicke in eine Welt, die von Meistern ihres Fachs besetzt wird – von Assistenten bis zu Art-Direktoren. Zum Beispiel hatte ich erstmals die Gelegenheit, die Arbeit von Guido, Karl Templer und Fabien Baron zu bewundern. Gleichzeitig wurde mir bewusst, dass ich mit diesem Rhythmus nicht mithalten konnte und dass er nicht meinem natürlichen Stil entspricht. Die Arbeit für David gab mir die nötige Erfahrung und die Referenzen, um für eine Anstellung beim ultimativen Meister der Fotografie infrage zu kommen: Steven Meisel. Auch hier wurde ich vom Hauptassistenten ins Team geholt. Für Steven zu arbeiten war unvergleichlich – es war magisch, ihm beim Arbeiten zuzusehen. Der beste Assistentenjob, den ich je hatte. Er ist enigmatisch und mysteriös – und einfach ein Genie seiner Profession. Ich habe viel von ihm gelernt, besonders über den Vorgang, ein Bild aufzubauen und stilistische Zitate zu interpretieren. Ich vermisse seine Titelbilder für „Vogue Italia“ – es ist einfach nicht dasselbe ohne ihn.

Dein Stil scheint von einem ungewöhnlichen Umgang mit dem Körperlichen und dem Einsatz exaltierter Posen geprägt zu sein. Wie würdest du deine fotografische Handschrift beschreiben?
Mein Ziel ist es immer, ein Bild zu machen, das mir vollkommen neu erscheint. Wenn ich ein Foto mache und es mir irgendwie bekannt vorkommt oder mich an etwas erinnert, das ich bereits gesehen habe, dann bemühe ich mich, das zu ändern. Ich habe einen Master-Abschluss in Psychologie, worauf auch mein besonderes Interesse an der Körpersprache beruht; sie enthält so viele Informationen und Interpretationsmöglichkeiten. Ich hole meine Models auch gern aus ihrer Komfortzone, um dadurch etwas Unerwartetes zu ermöglichen. Ich liebe es, mit Tänzerinnen zu arbeiten und ihre Körpersprache zu erforschen. Am Set ist es meist mein erstes Ziel, zumindest ein gutes Bild zu erschaffen; sobald ich das erreicht habe, begebe ich mich auf die Suche nach etwas Besonderem. Das Wissen, dass ich bereits ein brauchbares Resultat in der Kamera habe, nimmt mir den Druck und gibt mir die Freiheit, neue Wege zu beschreiten.

Du scheinst eine Vorliebe für eher einfache Kompositionen mit klaren Linien und leuchtenden Farben zu haben. Was inspiriert deine Konzepte?
Ich liebe klare Linien. Ich versuche andauernd, meine Bilder zu vereinfachen und zu minimalisieren und dennoch ein paar ,,Fehler“ und somit etwas Lebendiges beizubehalten. Für diese Simplifizierung gibt es mehrere Gründe. Einer davon hat mit Kontrolle zu tun: Je geringer die Anzahl der Bildelemente ist, desto mehr Kontrolle habe ich darüber. Ein weiterer Anstoß ist eine japanischen Philosophie, die besagt, dass es nicht darum geht, den leeren Raum zu füllen, sondern vielmehr um die Kunst, den Raum zu belassen. Dadurch kann ich mich ganz auf die Körpersprache des Models konzentrieren und die Farben auf spielerische Weise hinzufügen.

Arbeitest du lieber mit natürlichem oder mit künstlichem Licht?
Ich bevorzuge künstliche Lichtquellen. Es ist mir wichtig, in kreativer Hinsicht die Kontrolle zu haben, und ich liebe es, durch gezielte Lichtsetzung eine bestimmte Atmosphäre zu erschaffen. Ich verfüge ja auch über die theoretischen und praktischen Fertigkeiten, die dazu notwendig sind. Außerdem habe ich keine Lust, vom britischen Wetter abhängig zu sein …

Für das S Magazin hast du eine Beauty-Strecke fotografiert. Worum geht es darin? Und inwieweit spiegelt die Story deine Art zu fotografieren wider?
Es geht um mein Faible für das Weltall, die Mode und Bryan Cox. Durch den Einsatz von Makrostillleben haben wir eine kosmische Landschaft erschaffen. Es gibt ein wunderbares Zitat der verstorbenen Moderedakteurin Diana Vreeland: ,,The Eye Has to Travel.“ Das trifft absolut zu, sowohl wörtlich als auch metaphorisch. Man sollte reisen, um Inspiration zu finden – und Bilder schaffen, die den Betrachter dazu anhalten, seinen Blick über die Abbildung wandern zu lassen. So kam es, dass die Story dem Thema ,,The Eye Must Travel“ gewidmet ist.

Wie fandst du es, mit der Leica S zu arbeiten? Passt sie zu deinem Ansatz, und hat sie deine Fotografie beeinflusst?
Es hat wirklich Spaß gemacht, mit der Leica S zu fotografieren. Sie ist eine ausgezeichnete Kamera – sie ist sehr bedienungsfreundlich und fühlt sich an wie eine DSLR, liefert aber gleichzeitig qualitativ extrem hochwertige Resultate. Ich habe definitiv ein Auge auf sie geworfen! Normalerweise arbeite ich mit einer Nikon oder einer Mamiya RZ mit Digitalrückteil. Ich liebe zwar meine Mamiya, aber sie bremst mich zu sehr aus – es bedarf der verlässlichen Unterstützung meiner Assistenten, um einen guten Workflow am Set aufrechtzuerhalten. Meine DSLR ist viel einfacher zu handhaben, aber dafür gibt es Einbußen bei der Bildqualität. Die Leica S ist wie eine Brücke zwischen diesen zwei Welten. Die Objektive sind einfach unbeschreiblich. Sie erzielen eine unglaubliche Schärfe, ohne digital zu wirken. Wenn ich mit meiner Nikon arbeite, verwende ich meistens ältere Objektive, um den Bildern mehr Leben einzuhauchen, aber mit der Leica geschah das ganz von selbst. Außerdem ist sie draußen genauso leicht einsetzbar wie im Studio, ist also sehr vielseitig. Wie wir wissen, gibt es nur einen Nachteil: Ich wünschte, sie wäre kompatibel mit Capture One …

Was kannst du uns über deine Objektivauswahl erzählen?
Ich fotografierte die gesamte Strecke mit dem 120er Makroobjektiv. Diesem Projekt drehte sich um eine Makroästhetik, weshalb ich ganz nah am Model dran sein wollte. Es ist ein fantastisches Objektiv – extrem scharf, mit beeindruckender Detailwiedergabe und leistungsstarkem Autofokus.

Welche fotografischen Projekte dürfen wir dieses Jahr noch erwarten?
Im Moment habe ich einige persönliche Projekte in Planung. Eines davon werde ich eventuell wieder mit der Leica S fotografieren – es befasst sich mit Kunst in der Natur und passt gut in meine generelle Entwicklung. Diesen Monat wird eine weitere Beauty-Strecke veröffentlicht; auch die neue Kampagne für das Label Bordelle wird bald herauskommen, für die ich mit Athletinnen, Tänzerinnen und Malern zusammengearbeitet habe. Es kommen auch mehrere Editorials auf mich zu, und ich habe ein paar spezifische Ideen, die ich realisieren möchte. Zudem können meine Arbeiten auf dimahohlovart.com erworben werden – ich freue mich, wenn Kunden meinen Onlineshop besuchen, um zu sehen, was es Neues gibt. Vor Kurzem habe ich drei großformatige, speziell in limitierter Auflage angefertigte Drucke an einen taiwanischen Kunstsammler verkauft. Meine Agentur expandiert gerade in die USA, und ich erkunde gleichzeitig auch den chinesischen Markt.
Danke, Leica!